Liederlexikon: Sauerwein

| 1970

„Johann Wilhelm Sauerwein wurde am 9. Mai 1803 als Sohn eines Schneidermeisters in Frankfurt a. M. geboren. Mit seinen Landsleuten Funck und Freyeisen trat er in die politisch-litterarische Bewegung zu Anfang der 30er Jahre ein; anscheinend nicht ohne Zögern, denn noch 1831 bewarb er sich mehrfach unter Berufung auf seine Eigenschaft als Candidat der Theologie um ein Lehramt am Gymnasium. Seine litterarische Thätigkeit — sie läßt sich kaum mehr im Einzelnen nachweisen — an den verschiedenen gegen den Bund gerichteten Zeitungen und Zeitschriften, die in Frankfurt und Umgebung in rascher Folge erschienen, unterdrückt wurden und dann sofort unter einem neuen Namen auflebten ( Volkshalle , Eulenspiegel , Zeitschwingen u. s. w.), zog ihm zunächst am 9. Juli 1832 die polizeiliche Verwarnung zu, sich der Angriffe gegen den Bund zu enthalten.


Es ist ihm in den für seine Gesinnungsgenossen so gefährlichen ersten 30er Jahren gelungen, ohne polizeiliche oder gerichtliche Strafe durchzukommen.  Aller Wahrscheinlichkeit nach stammen von ihm das Lied „Fürsten zum Land hinaus“ und der „Sturmgesang“ (Wie wir Dich beklagen, deutsches Vaterland!). Im März 1834 entfernte er sich aus Frankfurt, angeblich weil er dort keine Anstellung noch sonstigen hinreichenden Erwerb finden könne. Auf eine auswärtige Anzeige hin, daß S. der Verfasser und Verbreiter einer 1831 erschienenen Broschüre „Der 1. Mai“ sei, erließ die Frankfurter Polizei einen Steckbrief.


S. war inzwischen über Liesthal nach Bern gereist, kam nach längerem Aufenthalt daselbst im Sommer 1835 nach Paris, kehrte aber dann, als sich auch hier die Hoffnung auf eine Stellung oder auf Verdienst aus litterarischer Arbeit als trügerisch erwies, wieder nach Bern zurück. Er fand 1836 eine Anstellung als Professor der deutschen und englischen Sprache in St. Marcellin (Isère), die er bis zu seiner schweren Erkrankung Anfang 1844 bekleidete. Im Krankenhaus in Lyon suchte er vergebens Heilung und kehrte im August 1844, schwer an
Rückenmarkslähmung leidend, in seine Vaterstadt zurück. Hier stellte er sich der Behörde zur Untersuchung wegen des ihm zur Last gelegten Vergehens, aber das Gericht verzichtete auf die Verfolgung der Sache und ließ S. unbehelligt. Nach langem Siechthum starb er in Frankfurt am 31. März 1847.“


aus : Jung, Rudolf, „ Sauerwein, Johann Wilhelm“, in: Allgemeine Deutsche Biographie 53
(1907), S. 718-720 [Onlinefassung]

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