Der Lohnkutscher und die Eisenbahn

Wer das Projekt der Eisenbahnen
Zuerst hat aufs Tapet gebracht
Der hat – Gott woll es ihm verziehen –
An die Lohnkutscher nicht gedacht

Der hat nie oder unempfindlich
Ihr Tun und Treiben angeseh’n
Wie sie vor Durst in Sommertagen
Vor Frost im Winter fast vergeh’n!

Wie oft sieht man sie ganz verlassen
Bei Wirten stehen vor dem Haus
Sie gucken sich nach Passagieren
Die Augen aus dem Kopf heraus

Kommt nun noch eine Dampfmaschine,
Die uns im Flug nach Augsburg bringt
Dass selbst dem Vogel hoch in Lüften
Ein schnell’res Reisen nicht gelingt

Was muss erst dann aus ihnen werden?
Drum gebt doch auf den schlimmen Plan
Und habt Ihr nicht ein Herz von Eisen
So denkt an keine Eisenbahn

Doch bleibt Ihr taub für diese Bitte
So wird ein großer Schritt gescheh’n
Den kein Fiakergaul noch wagte
Das heißt, man zwingt sie … durchzugeh’n.

Text: Verfasser unbekannt
in Die Eisenbahn im Gedicht (Nr. 4)

„Dieser Tage starb hier im Alter von fast 92 Jahren der älteste Einwohner unseres Fleckens, der Bürger Otto Kolkmann. In seinen jungen Jahren hatte er im blauen Fuhrmannskittel mit seinem großen Frachtwagen ganz Deutschland bereist. Er hatte Frachtfahrten von Bremen nach Leipzig, Frankfurt, Wien, Augsburg etc. unternommen, und das wollte in damaliger Zeit etwas sagen. Auf die Eisenbahnen war der Alte nicht gut zu sprechen.“ (Böhme-Zeitung aus Soltau (Lüneburger Heide), Langwedel, 5. Dezember 1887)