Magnus Caesar Otto

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Magnus Caesar Otto

Magnus Caesar Otto quem hic Modus refert in nomine
Ottine dictus, qiuadam nocte membra sua dum collocat
Paltium casu subito inflammatur

Stant ministri, tremunt, timent dormientem attingere
Et chordarum pulsu facto excitatum salvificant
Et domini nomen carmini imponenbant

(13 Str.)

Das lateinische Gedicht handelt von den 3 Ottonen, besonders Ottos I. Sieg über die Ungarn 955. Die Einleitung erzählt: „Der große Kaiser Otto, nach welchem dieser Modus seinen Namen führt, liegt Nachts schlafend in seinem Palaste, als unversehens Feuer ausbricht. Seine Diener stehn zitternd und wagen nicht, den Schlummernden zu wecken. Da verfallen sie auf die Auskunft: ihn mit Saitenklang zu wecken und mit einem Liede zu begrüßen, dem sie dann den Namen des Herrn beilegen.“ —

Das wäre die Entstehungsgeschichte des Modus Ottinc. Der weiterfolgende lateinische Text ist nur äußerlich angereiht. Es hat — wie diese Einleitung klar zeigt — schon eine Singweise gegeben, die dem großen Otto zu Ehren Modus Ottinc benannt wurde und auf diese Strophenform wurde die hier vorliegende Sequenz gefertigt. Auch Uhland (Schriften I, 475) sagt: Es ist nicht zu zweifeln, dass der Tonweise Modus Ottinc statt eines deutschen Liedes, dem sie angehörte, die lateinische Prosa untergelegt wurde.

„Das Gedicht hier gehört mit dem Modus Liebinc zu jener vollendeten Gattung von Sequenzen, darin Wort- und Versbetonung zusammenfallen. Man lese das Gedicht nach den Accenten ohne Elision, und wer das unbefangen tut, wird finden, dass die rhythmische Übereinstimmung je zweier Zeilen kein Zufall ist- (Uhland). Das bestätigt auch die entzifferte Singweise.

Was der ursprüngliche Inhalt des deutschen Ottoliedes war, ist nicht ermittelt, — In einem volksmäßigen Minneliede Friedrich des Knechts (Manesse II, 117a, 5) findet man folgenden Kehrreim, der mit dem sonstigen Inhalte dort nichts zu tun hat:

Hei gramer Otte, hei grawer Otte, gramer Otte!
Nu pflege din got! Wis stolz, grawer Otte!

„Sollte vielleicht“ — fragt Uhland — hierin noch ein Überrrest jenes alten Weckgesanges vorhanden sein?

Liederthema:
Liederzeit: vor 0955 : Zeitraum:

"Magnus Caesar Otto" in diesen Liederbüchern

Lateinisches Gedicht des 10. Jahrhunderts mit dieser Überschrift in der Wolfenbütteler Handschrift, Aug. 56, 16. Bl., 62. — Der Text über den ersten drei Zeilen hat seine mit Neumen notierte Singweise. Das Facsimile bei E. de Coussemaker, Hist, de’l Harmonie au moyen age, Paris 1857. Dort unter Monuments, planche VIII und die Übertragung in Noten das., Nr. II der Traductiones. — Der Text allein ist in Deutschland wiederholt gedruckt worden, so bei Ebert, Mitteilungcn, S. 81: Soltau. hist. VL.. 22; Müllenhoff, Denkmäler, S. 31. —