Liedergeschichte: Mann mit dem Koks ist da

Zur Geschichte von "Mann mit dem Koks ist da": Parodien, Versionen und Variationen.

Noten dieses Liedes
Im Winter ist es immer kalt das  wissen groß und klein weil unsere Erde dann nicht hat den warmen Sonnenschein Darum ist glücklich jedermann wenn… ...

Der Text enthält noch die alte Schreibweise „Coaks“ wozu es in Quelle: Pierer´s Universal-Lexikon von 1858 heißt: „Coaks – engl., spr. Kohks, auch Kokes –  abgeschwefelte Steinkohlen, deren man sich namentlich zur Heizung der Eisenbahnlocomotiven als Brennmaterial bedient…“

Noten dieses Liedes
Mutter, der Mann mit dem Koks ist da. Junge, halts Maul, ich weiß es ja Hab ich denn Geld? Hast du denn Geld? Wer hat… ...

Der Schlager war so populär, dass aus dieser Zeit sogar eine Übersetzung ins Pennäler-Latein stammt (Mater, vir cum coces adest). (Wikipedia) – es existiert auch eine Version mit „hab ich doch Geld„

Kein Tanzliedchen

„Als neuesten Anfang des Jahres 1886 in Berlin entstandenen, im März schon am Rhein überall gesungenen Scherzreim auf einen Walzer, führe ich den „Mann mit dem Coaks“ an, welches furchtbare epochemachende Zwiegespräch zwischen Tochter und Mutter sogar durch Studenten in viele fremde Sprachen übersetzt worden ist:

Mutter der Mann mit dem Coaks ist da
Sei doch man stille det weeß ich ja
Hast du denn Jeld Ich hab keen Jeld
Wer hat den Mann mit dem Coaks bestellt“

Alle derartigen Lieder meist nichtssagenden einfältigen scherzhaften Inhalts sind streng genommen keine Tanzreime, da sie eigentlich nicht beim und zum Tanze gesungen werden.“
(Böhme, Geschichte des Tanzes in Deutschland, 1886, S. 243)

Anzeige in „Gefiederte Welt“, Magdeburg 1888:

Zu verkaufen: Ein Prachtexemplar „Grüne Amazone“, singt prachtvoll deutlich: „Ach ich hab sie ja nur auf die Schulter geküßt“, ferner:

Mutter der Mann mit dem Koks ist da
man stille das weiß ich ja
Hast Du denn Geld ich habe kein Geld
Wer hat den Mann mit dem Koks bestellt

Letztere Strophe nicht so verständlich. Singt ferner den Anfang von „Komm herab o Madonna Theresa. Erstere 2 Lieder von Anfang bis zu Ende herrlich pfeifend spricht und singt noch verschiedene andere hell, klar und sehr deutlich einige in seiner Art
Preis von Geestemünde Mk 177
H Drieling Geestemünde


Antisemitischer Kontext:

„Bei Professor Virchow klagt man, dass er stets zu spät ins Kolleg kommt. Wenn aber der geistreiche Dubois zum Kolleg kommt, meldet er sich mit den Worten an: „Mutter der Mann mit dem Coaks ist da“ und beginnt seine Vorlesung: „Bitte entschuldigen Sie meinen französischen Namen“ (Tatsachen) Während Virchow’s Examinanden ihm Willkür, Parteilichkeit und Habsucht vorwerfen, leihen sich die weniger bemittelten Studenten, bevor sie zu Dubois ins Examen gehen, sogar vom Juwelier schwere goldene Sachen und ziehen sich möglichst reich an. (Tatsache), da der Herr Professor ganz besonders und vor Allem auf den Reichtum der jungen Herren sehen soll. Diese fast unglaubliche Geschichte besprach ich einst mit Herrn von Brandt in Peking und meinte, um für Herrn Dubois die Illusion vollkommen zu machen müssen, am Ende noch die deutschen Herren Studenten zum Parfümeur gehen und sich ein Flacon „Foetor judaicus“ anschaffen oder wie neulich ein Reichstagsabgeordneter meinte: „Eau de mille juifs“. Das sind saubere Zustände an der deutschen Universität Berlin, welche doch eigentlich über die Hutschnur gehen!“
(aus: Geheimrath Professor Dr. Rudolph Virchow aus Schivelbein, unser grosser Gelehrter, eine psychologische Skizze … Von Carl Paasch · 1892, S. 21)


Kriminalroman:
„Zu Befehl Herr Doctor, stammelte der hochgewachsene Chef des Generalstabs mit der gelben Notiztafel unter dem Blick seines Empereurs erzitternd, in seines Nichts durchbohrendem Gefühl. Dieser aber fing in kreuzfideler Stimmung zu trällern an: „Mutter der Mann mit dem Coaks ist da!“ – Was für ein Mensch dieser kleine Duodez Napoleon dachte Leonhart indem er sich zu Haus entkleidete… “
(in: Grössenwahn. patalogischer Roman · Bände 1 – 2, Von Karl Bleibtreu · 1888, S. 295)

Eine Rezension:
„Dann ist das Buch also wohl ein Volksliederbuch wie es schon viele gibt oder nichts für ungut eine Sammlung von Gassenhauern wie „Mutter der Mann mit dem Coaks ist da?“ Bewahre! Nicht ein Volksliederbuch im engern Sinne ist es, obgleich man von einzelnen der aufgenommenen Lieder die Verfasser nicht mehr kennt und obgleich im Grunde alle zu Volksliedern geworden sind noch weniger ein Gassenhauer oder Bänkelsängerliederbuch, sondern eine ehrsame Sammlung von Kunstdichtungen …
(In „Die Grenzboten“, Band 45, Ausgabe 8, 1886, über „Als der Großvater die Großmutter nahm“)

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