Beim Beginne der Adventszeit

Das war ein wildes Stürmen
Ein echter Novembertag
Dem Sturme weinten die Wolken
In strömendem Regen nach

Es war das Brausen und Tosen
Gewaltigen Boten gleich
Der Erde ernst zu verkünden
Das nahende Himmelreich

Als riefe des Sturmes Drohen
Tu Buße sündige Welt
Und Tränen der Buße weinten
Die Wolken am Himmelszelt

Und Tränen der Buße weinte
Manch sündiges Menschenkind
Dem jene mahnenden Stimmen
Zu Herzen gegangen sind

Nun ist es stille geworden
Und leise rieselt der Schnee
Deckt Hügel füllet die Schluchten
Und ebnet Täler und Höh
Und auch in dem Menschenherzen
Bereitet sich mehr der Pfad
Es folgt dem göttlichen Trauern
Sehnsüchtges Verlangen nach Gnad

Ein heimlich Warten und Hoffen
Ruht über der ganzen Erd
Bis daß an dem Weihnachtsabend
Es selig erfüllet werd
Dann jauchzen erlöst die Welten
Und droben Jerusalem
Denn am Himmel hoch strahlt glänzend
Der Stern von Bethlehem

Text: Gustav Friedrich Ludwig Knak · 1868
in: Schneeglöckchen. Lieder einer Verborgenen. Mit einem Vorwort von G. Knak