O gute alte Zeit

Uns melden Bücher und Sagen
So manches Wunderding
Von einem gelben Wagen,
Der durch die Lande ging
Die Kutsche fuhr, man denke,
Des Tag‘s drei Meilen weit
Und hielt. vor jeder Schenke
o gute, alteZeit

Es ward von den Passagieren
Zuvor das Haus bestellt.
Sie schieden von den Ihren
Als ging‘s ans End‘ der Welt.
Sie trugen die Louisdore
Vernäht in Stiefel und Kleid,
Im Sack zwei Feuerrohre
o gute, alte Zeit

Oft, wenn die Fahrtgenossen
Sich sehnten nach Bett und Wirt,
Da brummte der Schwager verdrossen,
„Potz Blitz, hab mich verirrt !
Von fern Wolfsgeheule,
Kein Obdach weit und breit,
Es schnaubten zitternd die Gäule
O gute, alte Zeit!

Auch war es sehr ergötzlich,
Wenn mit gewalt‘gem Krach
In einem Hohiweg plötzlich
Der Wagen zusammenbrach.
War nur ein Rad gebroche
So herrschte Fröhlichkeit.
Mitunter brachen auch Knochen
O gute, alteZeit!

Der Abenteuer Perle
war doch das Waldwirtshaus.
Es spannten verdächtige Kerle
die müden Schimmel aus.
Ein Bett mit Federdecken
stand für den Gast bereit,
das zeigte blutige Flecken –
O gute, alte Zeit!

Und waren der Gäste hundert
verschwunden im Waldwirtshaus,
dann schickte der Rat verwundert
berittene Häscher aus.
Die Leichen wurden gefunden,
bestattet und geweiht,
der Wirt gerädert, geschunden
O gute, alte Zeit!

Rudolf Baumbach (vor 1905)
ein später Kommentar auf seinen „Hit“ „Hoch auf dem gelben Wagen