Vom Büblein das überall mitgenommen hat sein wollen

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Denk an, das Büblein ist einmal
spazieren gangen im Wiesental
da wurd’s müd gar sehr
und sagt, ich kann nicht mehr
wenn nur was käme
und mich mitnähme

Da ist das Bächlein geflossen kommen
und hat’s Büblein mitgenommen
das Büblein hat sich auf’s Bächlein gesetzt
und hat gesagt: So gefällt mir’s jetzt.

Aber was meinst du das Bächlein war kalt
das hat das Büblein gespürt gar bald
es hat’s gefroren gar sehr
es sagt: Ich kann nicht mehr
wenn nur was käme
und mich mitnähme

Da ist das Schifflein geschwommen kommen
und hat’s Büblein mitgenommen
das Büblein hat sich aufs Schifflein gesetzt
und hat gesagt Da gefällt mir’s jetzt

Aber siehst du das Schifflein war schmal
das Büblein denkt da fall ich einmal
da fürcht es sich gar sehr
und sagt: Ich mag nicht mehr
wenn nur was käme
und mich mitnähme

Da ist die Schnecke gekrochen gekommen
und hat’s Büblein mitgenommen
das Büblein hat sich ins Schneckenhäuslein gesetzt
und hat gesagt Da gefällt mir’s jetzt

Aber denk die Schnecke war kein Gaul
sie war im Kriechen gar zu faul
dem Büblein ging’s langsam zu sehr
es sagt Ich mag nicht mehr
wenn nur was käme
und mich mitnähme

Da ist der Reuter geritten gekommen
der hat’s Büblein mitgenommen
das Büblein hat sich hinten aufs Pferd gesetzt
und hat gesagt So gefällt mir’s jetzt

Aber gib Acht das ging wie der Wind
es ging dem Büblein gar zu geschwind
es hopst drauf hin und her
und schreit: Ich kann nicht mehr
wenn nur was käme
und mich mitnähme

Da ist ein Baum ihm ins Haar gekommen
und hat das Büblein mitgenommen
er hat’s gehängt an einen Ast gar hoch
dort hängt das Büblein und zappelt noch

Das Kind fragt Ist denn das Büblein gestorben
Antw Ort Nein es zappelt ja noch Morgen geh n wir naus und thun’s runter

Text: Friedrich Rückert, 1813 in : „Fünf Märlein zum Einschläfern für mein Schwesterlein
u. a. in Der Kinder Lustfeld (1827)

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Liederzeit: vor 1813 :