Ich hatt einen Kameraden

Ich hatt einen Kameraden,
Einen bessern findst du nit.
Die Trommel schlug zum Streite,
Er ging an meiner Seite
Im gleichen Schritt und Tritt.

Eine Kugel kam geflogen:
Gilt sie mir oder gilt sie dir?
Ihn hat es weggerissen,
Er liegt mir vor den Füßen
Als wär’s ein Stück von mir

Will mir die Hand noch reichen,
Derweil ich eben lad‘.
„Kann dir die Hand nicht geben,
Bleib du im ew’gen Leben
Mein guter Kamerad!“

Text: Ludwig Uhland  (1809, „Der gute Kamerad“)
Melodie: Verfasser unbekannt, Bearbeitung durch Friedrich Silcher

Silcher benutzte die Melodie „Ein schwarzbraunes Mädchen hatt ein Feldjäger lieb“ aus dem 18. Jahrhundert , ursprünglich im 3/4-Takt, von Friedrich Silcher an Uhlands Versmaß angepasst. (4/4-Takt). Dabei wurde aus einem Lied, das die Untreue der Soldaten beklagt, ein Lied auf Männertreue im Krieg. Auf die gleiche Melodie wurden zahlreiche Parodien gedichtet und gesungen. Siehe auch die Dokumentation zu „Ich hatt einen Kameraden„.

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen: „Ich hatt einen Kameraden“ ist ein Soldatenlied, das seit den Befreiungskriegen gegen Frankreich 1813-1815 viel gesungen und nachgedichtet wurde. Im deutsch-französischen Krieg 1870/71, im Ersten Weltkrieg (1914-1918)  und in der deutschen Wehrmacht während der NS-Zeit wurde es – auch als Propagandalied – in vielen Liederbüchern gedruckt und auch auf Liedpostkarten verbreitet. Der Text stammt von Ludwig Uhland, der Original-Titel von 1809 lautet: „Der gute Kamerad“. Die Melodie, die Silcher für dieses Lied über die „Treue eines Soldaten“ wählte, ist ein von ihm umgemodeltes Volkslied im 3/4-Takt über die „Untreue eines Soldaten“, der... weiter lesen

Anmerkungen zu "Ich hatt einen Kameraden"

Silcher formte die Melodie des Volksliedes „Ein schwarzbraun Mägdelein hat einen Feldjäger lieb“ um und passte sie dann dem Versmaß Uhlands an. So wurde aus dem 3/4 ein 4/4 – und aus der Klage über die Untreue der Soldaten gegenüber ihren Frauen, die schwanger „sitzen“ gelassen werden wurde ein Loblied auf ihre Treue gegenüber Vaterland und Kameraden.

Ein Gedicht namens „Rewelge“ in „Des Knaben Wunderhorn“ soll Ludwig Uhland zu diesem Gedicht angeregt haben. Es entstand 1809 anläßlich der Tiroler Freiheitskriege (Andreas Hofer). Abgedruckt 1812 in „Der deutsche Dichterwald“ von Friedrich Silcher (1789-1860), einer der bedeutendsten Sammler deutscher Volkslieder.

Seit dem verlustreichen Krieg von 1871 wurde „Ich hatt einen Kameraden“ immer häufiger bei offiziellen Trauerfeiern gespielt, seit dem mindestens so verlustreichen 1.Weltkrieg war es Bestandteil des militärischen „Abschiedszeremoniells“, eine Tradition, die auch die Bundeswehr übernommen hat.

Das Lied war in Preußen vor dem ersten Weltkrieg für den Schulunterricht in der fünften Klasse vorgeschrieben ( Zentralblatt der preußischen Regierung von 1912) und war neben vielen ähnlichen Liedern Teil der Kriegserziehung im Kaiserreich .


In Gesellenfreud (1913) wird mit Noten auch eine Art Refrain angeführt, der nach jeder Strophe gesungen wird, und eventuell aus dem deutsch-französischen Krieg 1870/1871 stammt:

Die Artillerie rückt vor, die Infanterie gibt Salven ab
das ganze Jägerkorps rückt aus mit Sack und Pack
Kavallerie muß attackieren, die Franzosen müssen retirieren
die Franzosen müssen sehen daß wir Deutsche Sieger sind

Seit dem ersten Weltkrieg auf jeden Fall auch als ein Marschlied (zB, in — Albvereins-Liederbuch () — , bei dem nach jeder Strophe angehängt wird:

„Gloria, Gloria, Gloria Viktoria,
mit Herz und Hand für´s Vaterland, für´s Vaterland
Die Vöglein im Walde, die sangen so wunder wunderschön
In der Heimat, in der Heimat, da gibt´s ein Wiedersehn“

(In dieser Version als Marschlied — so in  Was die deutschen Kinder singen (1914) mit den Angaben „In dieser Fassung Eigentum des Verlags B. Schott´s  Söhne , Mainz — werden Melodieteile von „Wo findet die Seele die Heimat der Ruh“ verwendet , so z.B. in Es braust ein Ruf oder Stolz ziehn wir in die Schlacht (1915))

Während des ersten Weltkriegs auch mit dem Refrain:

Juh ja…..Viktoria…..
Mit Herz und Hand fürs Vaterland.
Die Vöglein im Walde,
Die sangen so wunderschön.
In der Heimat, da gibt’s ein Wiedersehn.
Wer weiß, ob wir uns wiedersehn
Am kühlen Strand der Spree

(Süddeutsche singen: Am grünen Strand des Rheins.) – Diese Fasung von „Ich hatt einen Kameraden“ eingesandt von Lt. d. R. Eugen Hüner , 1. Komp. 4. b. J. R. 33. preuss. Res. Div. , als DVA  106 928 in der Soldatenlieder-Sammlung (1914-1918)

"Ich hatt einen Kameraden" in diesen Liederbüchern

Volkstümliche Lieder der Deutschen, u.a. in Liederbuch des Handwerker-Vereins zu Potsdam (1859) — Deutsches Armee Liederbuch – Feuerwehrliederbuch (ca. 1880) – Feuerwerker-Liederbuch (1883) — Neues Liederbuch für Artilleristen (1893) — Liederbuch Postverband (1898) — Schwäbisches Soldaten-Liederbuch – Deutscher Sang (1903) — Concordia-Liederbuch (1911) — Gesellenfreud (1913) — Es braust ein Ruf — in der Soldatenlieder-Sammlung (1914-1918) — Kriegsliederbuch für das Deutsche Heer (1914) — Was die deutschen Kinder singen (1914) — Alte und neue Lieder (ca. 1914, 4. Heft – zwei Fassungen, mit neuerer Lesart der Melodie ) — Liederbuch für Schulen Regierungsbezirk Stade (1914) — Stolz ziehn wir in die Schlacht (1915) – Liederbuch für höhere Schulen (1916) — Sport-Liederbuch (1921) — Liederbuch des jungdeutschen Ordens (ca. 1921) – Volker (1925) —  Weltkriegs-Liedersammlung (1926) — Albvereins-Liederbuch (Ausgabe 1927) — Liederbuch des Thüringerwald-Vereins (1927) – Die weiße Trommel (1934) — Lieb Vaterland (ca. 1935) — Schlesier-Liederbuch (1936)  — Liederbuch der Bundeswehr (1962, 1976, 1991) — Liederbuch der Fallschirmjäger (1983) —