Liedergeschichte: Horst-Wessel-Lied
Zur Geschichte von "Horst-Wessel-Lied": Parodien, Versionen und Variationen.
Der Text dieses faschistischen Propagandaliedes erschien erstmals im August 1929 in dem NSDAP-Propagandablatt „Der Angriff“. Der Verfasser des Gedichts war der brutale Berliner NS-Schläger Horst Wessels. Die Melodie des „Horst-Wessel-Liedes“ kommt bereits in vielen älteren Volksliedern vor!
„… eine selbständig, nur in unbewußter Anlehnung an frühere Volkslieder neu gefundene Singweise liege hier nicht vor; der Sänger habe vielmehr die alten Melodien gekannt und verwendet, weil sie ihm im allgemeinen für das neue Lied geeignet erschienen“ (Entscheidung im Copy-Right-Streit um das Horst-Wessel-Lied vom 02.12.36, zitiert nach Broderick, S.7ff)
Darüber hinaus scheint das Lied eine Nachbildung des kommunistischen „Potemkinliedes“ zu sein, welches wiederum nach älteren Liedern entstand: „Es soll aber nicht zum Abdruck gekommen sein, ist aber vom RFB gesungen worden […]. Infolgedessen dauerte es bis zur Popularisation einige Zeit. Daraus erklärt sich aber auch, daß Horst Wessel sich neben dem Text:“Die Fahne hoch“ auch als Vertoner preisen konnte, was auch eine Fälschung war. “ (Jakob Weber, Berlin, 1957, ALA C33/5)
Das Potemkinlied gab es auch mit anderem Text als „Lied der ausgeschlossenen Arbeiter-Sportler“:
„Das Lied der ausgeschlossenen Arbeiter-Sportler ist 1929 gedichtet und komponiert worden[…]. Später haben die Nationalsozialisten unsere Melodie des Liedes für das Horst-Wessel-Lied verwendet“ (ALA C33/10: „Das Lied der Ausgeschlossenen“ Erich Ehrhardt, Freital 1, 1957.)
„Der illegale RFB, der Kampfbund gegen den Faschismus, sang es auch mit folgender Abänderung in der 2. Strophe: ‚Und sollt aus dir ein Nazi-Penner werden, Stolz werde ich dann an dir vorüber gehn!'“ (Gerhard Gumpert, Görlitz, 1956. ALA C33/3)
Es folgen Lieder, deren Melodien Vorlage für das Horst-Wessel-Lied waren:
Aus Feuer ward der Geist geschaffen (1817)
Die Melodie der ersten beiden Takte erinnern an das Lied „Die Fahne hoch die Reihen fest geschlossen„, dazu heisst es in den Quellennachweisen zu Die weiße Trommel (1934) (verfasst von Dr. Johannes Koepp , Spandau , und Gustav Schulten , Potsdam).: „Die Volksweise liegt in...
Wenn du mich liebst kann mich der Tod nicht schrecken (1865)
Ein stolzer Schütz in seinen schönsten Jahren (Jennerwein) (1878)
Was wandert dort so lustig auf der Straße (1880)
Ich lebte einst im deutschen Vaterlande (1889)
a) Mel und Text aus Eberstadt bei Butzbach Hessen 1892 — b) Mit einzelnen Worten anders und gleicher Mel aus Bischweiler im Elsaß 1889 durch den Seminaristen Herrn Hichel — c) Wieder mit einigen Silben abweichend bei Becker Rhein Volksliederborn Nr 114 Das Lied ist...
Nun ade jetzt muß ich Abschied nehmen (1900)
Vorbei, vorbei sind all die schönen Stunden (Königsberglied) (1920)
Ein ganzes Jahr (O Potemkin du Stolz der Sowjetflotte) (1920)
Die Fahne hoch (Horst-Wessel-Lied) (1929)
Von Bertolt Brecht und Hanns Eisler gibt es eine Parodie des Horst-Wessel-Liedes, den Kälbermarsch: Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden. Mehr Informationen...
Die Fahne hoch und feste exerzieren (1933)
Der Wessel-Text verwendet nicht nur eine bereits in mehreren Liedern bestehende Melodie, vor allem das „Königsberglied„, sondern auch bereits bestehende Liedfragmente:
Die Reihen fest geschlossen / Und vorwärts unverdrossen