Wohlauf Kameraden aufs Pferd

Wohlauf Kameraden auf´s Pferd, auf´s Pferd,
in das Feld, in die Freiheit gezogen;
im Felde, da ist der Mann noch was wert,
da wird das Herz noch gewogen;
da tritt kein anderer für ihn ein,
auf sich selber steht er da ganz allein.

Aus der Welt die Freiheit verschwunden ist,
man sieht nur noch Herren und Knechte;
die Falschheit herrscht und die Hinterlist
bei dem feigen Menschengeschlechte.
Der dem Tod ins Angesicht schauen kann,
der Soldat allein ist der freie Mann.

Des Lebens Ängste, er wirft sie weg,
hat nicht mehr zu fürchten, zu sorgen,
er reitet dem Schicksal entgegen keck,
trifft’s heut nicht, trifft es doch morgen.
Und trifft es morgen, so laßt uns heut‘
noch schlürfen die Neige der köstlichen Zeit !

Von dem Himmel, da fällt ihm sein lustig‘ Los,
braucht’s nicht mit Müh‘ zu erstreben;
der Fröhner, der sucht’s in der Erde Schoß,
da meint er den Schatz zu erheben,
er gräbt und schaufelt so lang er lebt,
und gräbt, bis er endlich sein Grab sich gräbt.

Der Reiter und sein geschwindes Roß,
sie sind gefürchtete Gäste;
es flimmern die Lampen im Hochzeitsschloß,
ungeladen erscheint er zum Feste.
Er wirbt nicht lange, er zeigt kein Gold,
im Sturm erringt er der Minne Sold.

Warum weint die Dirn‘ und zergrämet sich schier ?
Laß fahren dahin, laß fahren !
Er hat auf Erden kein bleibend Quartier,
kann treue Lieb nicht bewahren.
Das rasche Schicksal, es treibt ihn fort,
seine Ruh‘ läßt er an keinem Ort.

Auf des Degens Spitze die Welt jetzt liegt,
Drum froh, wer den Degen jetzt führet,
Und bleibt nur wacker zusammengefügt,
Ihr zwingt das Glück und regieret.
Es sitzt keine Krone so fest, so hoch,
Der mutige Springer erreicht sie doch.

Drum, frisch Kameraden, den Rappen gezäumt,
die Brust im Gefechte gelüftet !
Die Jugend brauset, das Leben schäumt,
frisch auf, eh‘ der Geist noch verdüftet !
Und setzet ihr nicht das Leben ein,
nie wird das Leben gewonnen sein.

Text: Friedrich Schiller – 1797
Musik: Christian Jakob Zahn , 1797 – auch vertont von Albert Lortzing (1801-1851)

Der Text von Schiller aus „Wallensteins Lager“, dem ersten Teil der Wallenstein – Trilogie. Zuerst gedruckt in Schillers Musenalmanach für 1798 – mit der Melodie von Christian Jakob Zahn. Das Lied ist auch als „Frisch auf Kameraden aufs Pferd“ bekannt, W. Cleff bemerkt 1934. dass die Strophen 3-7 weniger bekannt sind und daher von einem Vorsänger gesungen werden sollten (in Die weiße Trommel )

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen: Wohlauf Kameraden aufs Pferd aufs Pferd“ ist ein Lied nach einem Text von Friedrich Schiller, den er 1797 für das Theaterstück „Wallensteins Lager“ schrieb, dem ersten Teil der Wallenstein – Trilogie.  Die Melodie stammt von Christian Jakob Zahn aus dem gleichen Jahr.

Anmerkungen zu "Wohlauf Kameraden aufs Pferd"

Angaben in: Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895):

Aus Wallensteins Lager von Schiller 1797. Das Lied steht zuerst gedruckt in Schiller’s Musenalmanach für 1798 S. 137, dort auch als Notenbeilage die obige Melodie, unterzeichnet Z….  Schon am 7. April 1797 hatte Schiller das Lied an Körner mitgeteilt. Die bekannte Melodie zum Reiterliede aus Wallensteins Lager, das am 18 Okt 1798 zuerst in Weimar zur Aufführung kam, wird in der Leipziger Allgemeinen Musikalischen Zeitung I 1798 dem Dr. Christian Jakob Zahn von Hirsau zugeschrieben.

Zahn, geboren 12 Sept 1764 zu Althengstett bei Calw war längere Zeit Vizepräsident der Württemb. Kammer und starb zu Calw 8 Juli 1830. Im Morgenblatt erklären die beiden Söhne ihren verstorbenen Vater als Komponist des Reiterliedes. Aus dem Nekrolog der Deutschen, 1830, S 559 führt Hoffmann folgende Beweisstellen an.

„Auch die Produkte seiner Zahn’s musikal Schöpferkraft werden im Nachtrag S 569 ff einzeln bezeichnet werden, doch können wir nicht unerwähnt lassen, daß während eines Aufenthalts in Tübingen die Melodie des sogenannten Reiterliedes aus Schillers Wallenstein entstand, welche sich eines ungeteilten Beifalls zu erfreuen hatte und den Ruhm genießt zur Volksmelodie geworden zu sein.

Solchen Beweisen gegenüber kann die Behauptung in einem Feuilleton Artikel des Hannov. Courrier (20. Okt. 1889) nicht aufkommen, nach welchem der in Weimar erst 1799-1810 angestellte, 1844 in München verstorbene, herzogl. Koncertmeister Franz Destouches das Reiterlied komponiert haben soll. Der ungenannte Artikelschreiber sagt: Destouches erzählte mir u a, dass Schiller eines Tages nach der Probe zu ihm an das Notenpult getreten sei, ihm ein Zettelchen in die Hand drückte und in seiner zuversichtlichen Weise bat: Lieber Kapellmeister, komponierens das recht charaktervoll, es ist der Gipfelpunkt, es muß packen. Weiter erzählt der Schreiber, dass Schiller über die Musik zum Reiterliede ganz glücklich den Komponisten umarmt habe. Das Wahre an der Sache könnte vielleicht sein, daß Destouches, der entschieden die Musik zum Wallenstein komponiert hat, die Melodie Zahns für das Theater-Orchester setzte, was offenbar Z. nicht verstand.

In der Berliner Theater Partitur der Musik zu Wallenstein um 1800 geschrieben, stimmt nach Erks Kopie die Melodie mit obiger Notation, nur dass der Schlußsatz jeder Strophe in doppelt langen Noten vom Chor wiederholt wird. Die Tonart ist D-dur, ein Komponist ist nicht angemerkt. In den Liederweisen zum Teutschen Liederbuch für Hochschulen Stuttg 1823 Nr 188 steht diese Melodie zum Texte. „Sei hoch gefeiert der Deutschen Tag“ (Schlacht bei Leipzig) und darüber ist Zahn als Komponist angegeben. Dabei wird es wohl für immer bewenden.

Noch andere Melodien zum Reiterliede giet es von Ebell, Hamburg 1806, Zumsteeg, Tübingen Stuttg 1810, schon 1807 mit der Zahnschen zusammen als Steindruck 4 Bl folio, von Schulz (Abdruck bei Fink) u a m. keine wurde aber so beliebt wie die von Zahn“

"Wohlauf Kameraden aufs Pferd" in diesen Liederbüchern

u.a. in: Feuerwerker-Liederbuch (1883) – Deutsches Armee Liederbuch (ohne 3. 4. 5. u. 7. Strophe) – Schwäbisches Soldaten-LiederbuchAls der Großvater die Großmutter nahm (1885) — Deutsch-Österreichisches Studentenliederbuch (1888)- Neues Liederbuch für Artilleristen (1893) — Albvereins-Liederbuch (ca. 1900) — Deutscher Sang (1903) — Liederbuch für die deutsche Turnerschaft (1910) — Gesellenfreud (1913) —

Kriegsliederbuch für das Deutsche Heer (1914) — Alte und neue Lieder (ca. 1914, 4. Heft) — Was die deutschen Kinder singen (1914) — Stolz ziehn wir in die Schlacht (1915, gekürzt) —

Sport-Liederbuch (1921) — Liederbuch des jungdeutschen Ordens (ca. 1921) — Volker (1925) —  Weltkriegs-Liedersammlung (1926) —

Die weiße Trommel (1934) — St. Georg Liederbuch deutscher Jugend (1935) — Lieb Vaterland (ca. 1935) — Liederbuch der Bundeswehr (1962) — Liederbuch der Fallschirmjäger (1983) —