Wenn alle Brünnlein fließen

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Wenn alle Brünnlein fließen

Wenn alle Brünnlein fließen
so soll man trinken
Wenn ich mein Schatz nicht rufen darf
ju ja, rufen darf
tu ich ihm winken

Ja winken mit den Augen
und treten auf den Fuß
’s ist Eine in der Stuben
ju ja, Stuben
und die mir werden muß

Warum soll sie mir nicht werden
und die ich seh so gern?
Sie hat zwei blaue Aeugelein
ju ja, Aeugelein
die glänzen wie zwei Stern

Sie hat zwei rote Bäckelein
sind röter als der Wein
ein solches Mädchen findt man nicht
ju ja, findt man nicht
wohl unterm Sonnenschein

Herziger Schatz, ich bitte dich
ach laß mich gehen
denn deine Leut die schmähen mich
ju ja, schmähen mich
ich muß mich schämen.

Was frag ich nach den Leuten
die mich tun schmähen
ei so lieb ich noch einmal
ju ja, noch einmal
die schönen Mädchen!

Text und Musik: Verfasser unbekannt

Zusammen mit der Ersten Melodie in Deutscher Liederhort I (1856, Nr. 89 „Tritt zu“, Vielfach mündlich, aus dem Odenwald, aus der Gegend von Frankfurt a. M., Darmstadt, Babenhausen etc.) und Liederhort II (1893, Nr. 429b „Tritt zu“, ebenfalls mit der ersten Melodie (aber der Angabe: 1845, aus dem Odenwald und Nauheim bei Limburg) und einer zweiten Melodie (1880 aus Oberhessen). Beide unterscheiden sich sehr von der heute bekannten Singweise.

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen: „Wenn alle Brünnlein fließen“: Vielfach mündlich und in unterschiedlichen Fassungen aus vielen Regionen. Mal fließen „Bäche“, mal fließen „Brunnen“. Bei Kretzschmer 1840 noch unter dem Titel „Geheime Liebe“ veröffentlicht und mit dem Anfang „Wenn alle Brunnen fließen“.  Silchers Bearbeitung von 1855  ist auch im Titel inspiriert durch diese Fassung und führt die „Geheime Liebe“ als „Heimliche Liebe“ weiter. Das ähnelt schon der heute immer noch gesungenen Melodie. Durch die Verbreitung in Kommersbüchern und über Männergesangsvereine wird Silchers Version nach und nach bekannter als die anderen Varianten von Text und... weiter lesen

Zweite Melodie zu "Wenn alle Brünnlein fließen"

Zweite Melodie zu Wenn alle Brünnlein fließen
Mit dem anderen Anfang "Wenn alle Bächlein fliessen" 1880 aus Oberhessen

Anmerkungen zu "Wenn alle Brünnlein fließen"

Obige Textfassung stimmt bis auf die erste Zeile mit der Version von 1808 in „Des Knaben Wunderhorn“ überein. Dort lautete der Anfang „Wann alle Wässerlein fliessen“. Warum Böhme die zweite Melodie („Wenn alle Bächlein fliessen“) diesem Text zuordnet, wird nicht ganz klar. Unter der Nr. 429c bringt er zusätzlich zu „b“ zwei weitere Melodien, offensichtlich von Frauen gesungen, mit diesem Beginn „Wenn alle Bächlein….“

Textvariationen:

  • 1. Wenn alle Wässerlein (wenn all die Bächlein) fließen, so muß man (so wollen wir) trinken. Wer seinen Schatz nicht rufen darf, der soll ihm (so thu ich ihm) winken. –
  • 2, 3. ich weiß ein schwarzbrauns Mädelein und die mein werden muß. –
  • 3, 1. Und kann sie mein nicht werden, so seh ich sie doch gern.
  • 3, 3. Sie hat zwei schwarzbraune Aeugelein. –
  • 4, 1. Und auch zwei rote Bäckelein.
  • 4, 3. und ihres Gleichen findt man nicht – Wo findt man einen solchen Schatz. –
  • 5, 1. Herzender Schatz, verlaß mich nicht und laß mich gehen, denn deine Leut die schelten mich (verachten mich). –
  • 6. Nach den Leuten frag ich nicht.

"Wenn alle Brünnlein fließen" in diesen Liederbüchern

Ähnliche Lieder: aus Kreuznach, Wunderhorn. II, 1808, S. 193 mit dem Anfang „Wenn alle Wässerlein fließen, so soll man trinken“ — Aus Franken: Kretzschmer 2, 175: Wenn alle Brunnen fließen. — Aus Hessen: Mittler 566 und Künzel , Gesch. v. Hessen 567: Wenn alle Wasser fließen — O. Böckel Nr. 99. — Aus Schwaben: Meier 144. — Vom Rhein: Simrock 111 und Rhein. Märlein 117. — Süß. Salzburger Volkslieder 507. — Tobler 122. — Scherer, Jungbunnen. Nr. 91 (wie Erk). Aus dem Hannoverschen: W. Meyer, Volksliederbuch 1872, S. 99. — Sehr abweichend in Schlesien: Hoffmann S. 171. — Noch vielfach mündlich in meiner Sammlung: aus dem Elsaß, Nassauischcn etc. Die meisten Texte haben bloß die ersten 4 Strophen (Böhme)

u.a. in: — Albvereins-Liederbuch (ca. 1900) — Zupfgeigenhansl (1908) — Deutsches Lautenlied (1914) — Schleswig-Holsteinisches Liederbuch (1924) — Wander-Liederbuch für deutsche Mädchen (1927) — Württembergische Volkslieder (1929) — Blaue Fahnen (1930) — Verklingende Weisen ( Volkslieder aus Lothringen , Band III, 1933 , mit den beiden Zusatzstrophen , Text leicht anders, für einen Mann) — Liederbuch für die deutschen Flüchtlinge in Dänemark (1945) — Wir singen (Grossdruck) —  Die schönsten Liebeslieder (1981) — Liederbuch der Fallschirmjäger (1983) —