Wach auf, wach auf, du deutsches Land!
Du hast genug geschlafen,
bedenk, was Gott an dich gewandt,
wozu er dich erschaffen
Bedenk, was Gott dir hat gesandt
und dir vertraut sein höchstes Pfand,
drum magst du wohl aufwachen

Die Wahrheit wird jetzt unterdrückt,
will niemand Wahrheit hören;
die Lüge wird gar fein geschmückt,
man hilft ihr oft mit Schwören;
dadurch wird Gottes Wort veracht’,
die Wahrheit höhnisch auch verlacht,
die Lüge tut man ehren

Was vormals Unrecht, Sünd und Schand,
das tut man jetzt gut preisen
Was vormals Blei und Zinn genannt,
das heißt man jetzt hart Eisen
All Ding han sich so gar verkehrt,
Unrecht hat sich so hoch gemehrt,
Solchs tut die Tat erweisen

So helfe Gott uns allen gleich,
daß wir von Sünden lassen,
und führe uns zu seinem Reich,
daß wir das Unrecht hassen
Herr Jesu Christe, hilf uns nu’
und gib uns deinen Geist dazu,
daß wir dein Warnung fassen

Wach auf, Deutschland!
Ist hohe Zeit
Du wirst sonst übereilt
Die Straf‘ dir auf dem Halse leit
Ob sich’s gleich jetzt verweilet
Fürwahr, die Axt ist angesetzt
Und auch zum Hieb sehr scharf gewetzt
Was gilt’s, ob sie dein fehlet

Text und Musik: Johann Walter 1496 – 1570
in: Die weiße Trommel (1934, nur erste Strophe)

Im Mittelalter war das „Reich der Deutschen“ die Vormacht des „Abendlandes“ (gegen den Orient ?). Im 16. Und 17. Jahrhundert entstanden Lieder und Choräle, die sowohl der geistig-geistlichen als auch der politischen Erneuerung, des innerlich geschwächten Deutschlands dienen sollten. Der Thüringer Johann Walter (1496-1570), Hofkomponist Friedrichs des Weisen, Gründer der ersten stadtbürgerlichen Kantorei Deutschlands (1525, Torgau) und Mitarbeiter Luthers an der „Deutschen Messe“, schuf in diesem Sinne den auf einem fliegenden Blatt des Jahres 1561 erstmals schriftlich bezeugten nationalen Aufruf „Wach auf, wach auf, du deutsches Land“.

Wach auf, wach auf, du deutsches Land!
Du hast genug geschlafen!
Bedenk, was Gott an dich gewandt,
wozu er dich erschaffen.
Bedenk, was Gott dir hat gesandt
Und dir vertraut sein höchstes Pfand.
Drum magst magst du wohl aufwachen.
Gott hat dich, deutsches Volk, geehrt
mit seinem Wort der Gnaden,
groß Hilf und Kraft dir auch beschert,
Elend und Not zu tragen,
Viel Feind, groß Not und Hassgeschrei
Tritt an und fürcht ihr keinerlei!
Die Rott´ wirst du zerschlagen.

"Wach auf wach auf du deutsches Land!" in diesen Liederbüchern

Der wandernde Geselle (1933)