Nun wolle Gott daß unser Gsang

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Nun wolle Gott daß unser Gsang

Nun wolle Gott, daß unser Gsang
mit Lust und Freud von Herzen gang
zu wünschen euch ein neues Jahr
und er´s in Gnaden mache wahr

Hier mag bestehn kein Mensch noch Stand,
den Gott nicht hält mit seiner Hand
ihn leitet alle Tag und Stund
drum wünschen wir aus Herzensgrund

Der Obrigkeit, dass die Gewalt
von Gott sie nehm und recht verwalt
es geb ihr Gott viel Ernst und Fleiß
dass die aufrecht sei, fromm und weis

Und der Gemeind Gehorsamkeit
zu fördern Zucht und Ehrbarkeit
auch Bruderlieb und Treu und Fried
dass gesunder Leib hab gesunde Glied

Einem jeden Haus und was darin
dem wünschen wir den rechten Sinn
zu Gottes Preis und Ehr allzeit,
der Haus und Hof und alls bereit

Euch Dienern: treu, gehorsam, still
friedlich zu sein, wie Gott es will
es ist auch Christus euer Knecht
wer das nur glaubt, der dienet recht

Ehleut, die leben friedereich
und tragen Liebs und Leides gleich
zu sein ein Fleisch, ein Herz und Geist
die Gnad, Herr Gott, an ihnen leist

Auch dass die Jungen fürchten Gott
und halten sein heilig Gebot
und wachsen auf in Zucht und Lehr
zu aller Nutz und Gott zur Ehr

Euch Kranken ist in Schmerzen bang
auch Tag und Nacht die Weil gar lang
Gott mach im Herzen euch gesund
rüst mit Geduld euch alle Stund

Anfechtung, Trübsal und Geschrei
Verfolgung groß und mancherlei
erleiden viel auf dieser Erd
Gott helf zu tragen solch Beschwerd

Es geb euch Armen Gott der Herr
das täglich Brot und was noch mehr
an Leib und Seel vonnöten ist
voraus Geduld durch Jesum Christ

Die täglich an der Arbeit sind
treu zu ernähren Weib und Kind
den´ wünschen wir, dass sie ihr Brot
mit Segen nehmen hin von Gott

All, die ihr habet zeitlich Gut
und nehmt´s mit großer Sorg in Hut
teilt aus davon und rüstet euch
dass ihr vor Gott auch werdet reich

Ihr Sünder, suchet´s Himmelreich
und dass euch Gott die Sünd verzeih
bekehr euch all nach seinem Wort
und mach euch selig hier und dort

Wer uns mit Ernst den Glauben lehrt
der falschen Lehr und Leben wehrt
und führet Gottes Wort und Werk
dem gebe Gott sein Gnad und Stärk

Das wünschen wir von Herzen all
zu sein ein Volk, das Gott gefall
ein ehrbar Volk, ein heilig Stadt
die Gott allein vor Augen hat

Es sei mit uns sein göttlich Hand
die hüt und schirm vor aller Schand
er geb mit Gnad viel guter Jahr
in seiner Lieb. Das werde wahr

Text: vermutlich vom reformierten Prediger Johannes Zwick im Schweizer Dialekt
Musik: Verfasser unbekannt, vermutlich wendische oder böhmische Volksweise
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1953)
altes Neujahrslied aus einem Züricher Gesangbuch von 1540

Liederthema:
Liederzeit: vor 1540 : Zeitraum:
Orte:

Anmerkungen zu "Nun wolle Gott daß unser Gsang"

Anmerkungen von Böhme im Liederhort: Ansingelied bei Neujahrsumzügen . Text von 21 Strophen in J. Zwick reformiertem Gesangbuch (Zürich 1540, S. 132 , Abdruck Wackernagel 1841 , Nr. 563 ): „Ein Gesang des jungen Volks zum guten Jahr. In der Melodie, Gelobet seits du Jesu Christ“.

Gedichtet vermutlich vom ref. Prediger Zwick. Aus dem Schweizerdialekt ging es in’s Hochdeutsch übertragen, in das Bonnische Gesangbuch 1575 über, wo die Melodie „Gelobet seist du“ beigedruckt ist.

Leisentrit in seinem katholischen Gesangbuch (Bautzen 1584) gibt das Lied mit obiger Melodie, die ich für eine wendische oder böhmische Volksweise halte und die sonst nicht wieder vorkommt. Leisentrit gibt sie im geraden Takte (s. Bäumker I, Nr. 103 ) , was musikalisch falsch ist,

"Nun wolle Gott daß unser Gsang" in diesen Liederbüchern

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