Mutter, ach Mutter es hungert mich
Gib mir Brot sonst sterbe ich
Warte nur, mein liebes Kind
Morgen wollen wir säen geschwind
Und als das Korn gesäet war
rief das Kind noch immerdar
Mutter, ach Mutter es hungert mich!
Gib mir Brot sonst sterbe ich
Warte nur, mein liebes Kind
Morgen wollen wir ernten geschwind
Und als das Korn geerntet war
rief das Kind noch immerdar
Mutter, ach Mutter es hungert mich
Gib mir Brot sonst sterbe ich
Warte nur, mein liebes Kind
Morgen wollen wir dreschen geschwind
Und als das Korn gedroschen war
Rief das Kind noch immerdar
Mutter, ach Mutter es hungert mich
gib mir Brot sonst sterbe ich
Warte nur, mein liebes Kind
Morgen wollen wir mahlen geschwind
Und als das Korn gemahlen war
rief das Kind noch immerdar
Mutter, ach Mutter es hungert mich
Gib mir Brot sonst sterbe ich
Warte nur, mein liebes Kind
Morgen wollen wir backen geschwind
Und als das Brot gebacken war,
Lag das Kind auf der Totenbahr
Text und Musik: Mündlich aus der Gegend von Halle und Eisleben —
In einigen Gegenden der Provinz Sachsen wird dieses Lied bloß gesprochen nicht gesungen – Melodie Nr. 2 aus „Traurig aber wahr“ (1931)
Zweite Melodie zu "Mutter ach Mutter es hungert mich"
Anmerkungen zu "Mutter ach Mutter es hungert mich"
Anmerkung von R. A. Stemmle zu diesem Lied: „Ludwig Uhland vermutet, daß das Lied aus dem 16. Jahrhundert stammt. Dort gibt es eine Sage von fünf hungernden, schlafenden Kindern, die dann aber durch das schnelle, wunderbare Säen, Wachsen, Ernten, Mahlen und Backen des Korns gerettet werden. Es ist ein seltsames poetisches Erzeugnis für Sprechgesang. Vielleicht sollten Kinder auch dabei den Vorgang vom Säen bis zum gebackenen Brot lernen; denn das Lied findet sich häufig in alten Schullesebüchern. Es erinnert in seiner Form an die schottischen Balladen Ossians, die 1764 in Deutschland auftauchten und mit ihrem mystischen »Nebel« großen
Einfluß auf Balladendichter ausgeübt haben, z.B. auf Klopstock. Auch auf Schiller, als er noch auf der Militärakademie war. Noch bei Eduard Mörike findet man das Vorbild des altschottischen Barden Ossian, den es gar nicht gegeben hat, wie die Literaturforschung dann feststellte. Sein Herausgeber Macpherson hat die Lieder verfaßt und ihnen ein mystisches Alter angedichtet.“ (Traurig aber wahr, S. 20f)
"Mutter ach Mutter es hungert mich" in diesen Liederbüchern
in Deutscher Liederhort (1856, Nr. 20) — Macht auf das Tor (1905) — Verklingende Weisen – Volkslieder aus Lothringen (1928) — Traurig aber wahr (1931)
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