Mit wunder jetzunder man sehen kann recht

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Mit wunder jezunder man sehen kann recht
wie mancher verachtet das Baurengeschlecht
er bildet ihm ein, viel besser zu sein
als Bauren, die bauen das Korn und den Wein
Wer will nun jetzt zweifeln, wo solches kommt her
das Kisten und Kasten und Scheuren so leer

Wann aber ein jeder die Sache bedächt
wie das wir seynd alle von Baurengeschlecht
auch kommen seynd her, so würde nun Er
den Bauren auch geben gebührende Ehr
Der Kayser, der König, der Bürger im Land
sich müssen ernähren von´s Bauren sein Hand

Ja! wann man thut hören vom Kriegesgeschrey
wo nimmt man her Haber? wo nimmt mann her Heu?
wo nimmt man her Holz? wo nimmt man her Schmalz?
die Bauren, die müssen herschaffen ja all´s
Wann d´Herren sich raufen, sag: ist es nicht wahr?
So müssen die Bauren hergeben die Haar

Wie mancher verachtet die Bauren auf Erd
vor alters Gott selbsten die Bauren hielt wert
wie solches man dann schön lesen noch kann
in heiligen Schriften: drum höret mich an
der Elisaeus auch ein Bauersmann war
Gott macht ihn jedoch zum Propheten so gar

Hat Gott der herr selbsten kein Bauren veracht
aus Bauren berühmte Propheten gemacht
drum jeder denk fein, und bilde ihm ein
das Er nicht woll besser  als Bauersleut seyn
die Bauren auf Erden seynd Ehrens wohl wert
die weil sich ein jeder vom Bauren ernährt

Text und Musik: Verfasser unbekannt
– aus der Ebermannstädter Liederhandschrift um 1750

Liederthema:
Liederzeit: vor 1750 : Zeitraum:
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