Jerusalem, du hochgebaute Stadt
wollt Gott, ich wär in dir
Mein sehnlich Herz so groß Verlangen hat
und ist nicht mehr bei mir
Weit über Berg und Tale
weit über blaches Feld
Schwingt es sich überall
und eilt aus dieser Welt

O schöner Tag und noch viel schönre Stund´
wann wirst du kommen schier
Da ich mit Lust, mit freiem Freudenmund
die Seele geb von mir
In Gottes treue Hände
zum auserwählten Pfand
Daß sie mit Heil anlände
in jenem Vaterland

Im Augenblick wird sie erheben sich
Bis an das Firmament
wenn sie verläßt so sanft, so wunderlich
die Stätt‘ der Element´
Fährt auf Eliä Wagen
mit engelischer Schar
die sie in Händen tragen
umgeben ganz und gar

O Ehrenburg, sei nun gegrüßet mir
tu auf die Gnadenpfort´
wie große Zeit hat mich verlangt nach dir
eh ich gekommen fort
aus jenem bösen Leben
aus jener Nichtigkeit
Und mir Gott hat gegeben
das Erb´ der Ewigkeit

Was für ein Volk, was für ein´ edle Schar
kommt dort gezogen schon?
was in der Welt von Auserwählten war
seh ich, die beste Kron´
die Jesus mir, der Herre
entgegen hat gesandt
Da ich noch war so ferne
in meinem Tränenland

Propheten groß und Patriarchen hoch
auch Christen insgemein
die weiland dort trugen des Kreuzes Joch
und der Tyrannen Pein
schau ich in Ehren schweben
in Freiheit überall
mit Klarheit hell umgeben
mit sonnenlichtem Strahl.

Wenn dann zuletzt ich angelanget bin
im schönen Paradeis
Von höchster Freud´ erfüllet wird der Sinn
der Mund von Lob und Preis
Das Halleluja reine
singt man in Heiligkeit
Das Hosianna feine
Ohn End‘ in Ewigkeit

Mit Jubelklang, mit Instrumenten schön
in Chören ohne Zahl
daß von dem Klang und von dem süßen Ton
erbebt der Freundensaal;
Mit hundertausend Zungen
mit Stimmen noch viel mehr
wie von Anfang gesungen
das himmelische Heer

Text: Johann Matthias Meyfart (1626)
Musik: Melchior Franck (1663)
in Vierzig Grabgesänge (1906)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1626 : Zeitraum: