Ihr Deutschen hört und laßt Euch sagen (1848)

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Ihr Deutschen hört und laßt Euch sagen
wollt ihr die Freiheit noch länger ertragen
ihr habt sie lang genug doch besessen
und könnt sie endlich mit Freuden vergessen
Tutu!

Schaut um euch nur zu dieser Stunde!
Geht das Geschäft nicht ganz zu Grunde
Seit Preßfreiheit die Volksversammelten
Erzwungen von unsern Angestammelten?
Tutu!

Wie taten wir uns früher gütlich
wie war der Censor so gemütlich
Wenn er alleruntertänigst sich sputete
und Schriftsteller und Verleger knutete!
Tutu!

O schöne Zeit in vergangenen Jahren
Wo wir rasiert und bezopft noch waren
und jeder glaubte in unsern Landen
nur was in der „Allgemeinen“ gestanden!
Tutu!

Da ging der Bürger mit seiner Familie
des Sonntags im Felde durch Ros und Lilie
und freute sich, bis zu Tränen gerührt
daß Gott die Welt so schön ausstaffiert
Tutu

Auch hatt er noch andere glückliche Zeiten
bei fürstlichen Taufen und Lustbarkeiten
bei Kirchenparaden und so weiter
und der Zopf war immer sein treuer Begleiter
Tutu!

Jetzt aber ist Alles anders geworden
auf den Straßen nichts als Banditenhorden
Heckerianer mit Turnern im Arme
und Alles ohne Zopf — daß sich Gott erbarme!
Tutu!

Wie soll das enden, ihr Treuen und Frommen?
Schon seh ich der Schrecken schrecklichstes kommen
den Adel abgeschafft, Alle gleich
und die Jesuiten verjagt aus dem Reich!
Tutu!

Text und Musik: Verfasser unbekannt -als  “ Nachtwächterlied aus den Papieren eines reaktionären Ober-Nachtwächters 1848 “ , „handschriftlich“ bei Ditfurth , Historische Volkslieder 1815-1866 . Auch nach der gescheiterten Revolution von 1848 / 49 wird das Nachtwächterlied politisch benutzt , so schreibt “ Der Demokrat “ in Weimar vom 12.1.1850, S. 24 – Angaben nach Steinitz II ,1962

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Liederzeit: vor 1848 : Zeitraum:
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