Ich war ein Jüngling noch an Jahren
Vierzehn zählte kaum ich nur
Und ich träumte nicht Gefahren
Folgte meiner Brüder Spur
Sichem gab uns fette Weide
Sie gehörte unserm Stamm
Niemand tat ich was zu Leide
Und war schüchtern wie ein Lamm
Wo drei Palmen einsam stehen
Lag ich im Gebet vor Gott
Da begannen ihr Vergehen
Meiner Brüder freche Rott
Eine Grube war daneben
Da hinein versenkt man mich
Ach! ich denk daran mit Beben
Sie war feucht und schauerlich
Endlich ward ich aufgezogen
Ich war schon dem Tode nah
Durst nach Gold hat überwogen
Sklavenhändler waren da
Diesen ward ich hingegeben
Gierig teilten sie das Gold
Meines teuren Vaters Leben
Klebt vielleicht am Sünden-Sold
Text: aus der Oper Joseph . zuerst am 17. Februar 1807 in Paris aufgeführt. Die Dichtung ist von Duval , die Komposition von E. H. Méhul . In deutscher Bearbeitung ( Übersetzer unbekannt) zuerst 1809 aufgeführt:
in: Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895) — Als der Großvater die Großmutter nahm (1885) — Albvereins-Liederbuch (ca. 1900) —
Dritte Strophe auch:
Doch ein Sklavenhändler nahte
Laute drangen an mein Ohr
von dem neuen schlimmen Rate
und sie zogen mich empor
Fast erloschen war mein Leben
Gierig teilten sie das Gold
Also ward ich hingegeben
ach! um schnöden Sünden-Sold
Anmerkungen zu "Ich war ein Jüngling noch an Jahren (Joseph)"
War bis zur Jahrhundertwende 1900 sehr beliebt und ist um 1890 noch in allen Taschenliederbüchern zu finden. Der französische Text beginnt „A peine au sortir de l enfance / Quatorze ans au plus je comptais“. Wer der deutsche Übersetzer war ist unbekannt. In der Berliner Übersetzung von Herklots beginnt das Lied „Ein Knabe noch war ich an Jahren, etwa vierzehn war ihre Zahl“. In der Braunschweiger Ausgabe bei GM Meyer jun. (o. J.) ist der volkstümlich gewordene Text bereits vorhanden, der Übersetzer aber nicht genannt. In Studentenliederbüchern findet man eine Travestie „Ich war Brandfuchs noch an Jahren …. „
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