Ich bin daher geritten

mit einem Gäulchen - Schlitten

Ich bin daher geritten
mit einem Gäulchen – Schlitten
ich möchte die Frau bitten
um ihre allerliebste Tochter

Ich geb meine allerschönste Tochter nicht aus dem Haus
Der Zopf ist noch nicht geflochten
Der Rock ist noch nicht aus dem Schneiderhaus
Ich geb meine allerschönste Tochter nicht aus dem Haus

Bleiben Sie nur da
Der Zopf ist geflochten
Der Rock ist aus dem Schneiderhaus
Ich geb meine allerschönste Tochter aus dem Haus

Ausführung: Es stehen sich gegenüber: eine Mutter und mehrere Töchter. Zur Mutter kommt jetzt ein Mädchen, das einen Freier darstellt, und sagt „Ich bin daher geritten“. Die Mutter antwortet: „Ich geb meine allerschönste Tochter nicht aus dem Haus“ Hierauf spricht der Herr „Adje“! und will gehn. Die Mutter ruft: „Bleiben Sie nur da!“ Nach „Ich geb meine allerschönste Tochter aus dem Haus!“ faßt die Tochter den Herrn hinten am Rock an und er führt sie ab, kommt aber bald wieder und hält auf dieselbe Art um die zweite Tochter an und bekommt sie gleichfalls. Das wiederholt sich, bis alle Töchter weggeholt sind. Bei jeder Bewernung muß er aber die früher geholten mitbringen und so hat er zuletzt eine ganze Reihe hinter sich, die ihn am Rock festhält und dann lärmend durcheinander springt.

Aus Pfullingen : E. Meier : Schwäbische Kinderlieder , Nr. 380 – in Deutsches Kinderlied und Kinderspiel (1897)


Dieses Kinderspiel in:

Ort:
Kinderreime im Überblick (1700): Alle Kinderreime
Spiele im Überblick (1000): Alle Kinderspiele

Mehr über:

Dieses Spiel wurde „am Valentinstage , also an dem Tage aufgeführt, wo das Vielliebchen ( die Braut auf ein Jahr ) erwählt, oder – was dasselbe ist – die sonderbare Sitte der Mädchenausrufung ( Mailehen ) stattfand, ein halbrechtlicher Brauch , der schon zur Ritterzeit (als Knappenehe und Sommerbuhlen) gekannt war und bei den Bauern seit Anfang des 14. Jahrhunderts im Ring von Wittenweiler mit dem dazugehörigen Lied nachweisbar ist.“ (Über das Mönch- und Nonnenspiel, Böhme, 1897)

.