Herr Michel und der Vogel Strauß
sind leibliche Geschwister
aus diesem guckt´s Kamel heraus
aus jenem der Philister.

Sie flögen gern und könntens auch
die Schwingen sind gegeben
Doch bleiben sie nach altem Brauch
fein an der Erde kleben.

Der eine birgt den Kopf im Sand
und läßt den Steiß sich blasen
Der andre wühlt sich mit Verstand
in Bücher ein und Phrasen.

Indes hat man dem Strauß geschickt
die Federn ausgerissen
Indes die Fremde sich geschmückt
mit Michels Geist und Wissen.

Sie lassen alle beide sich
von einem Kinde leiten
Das spornt und treibt sie ritterlich
und lacht: ich will euch reiten.

Und was der Strauß für einen Wanst
besitzt und welchen Magen!
Nur du, mein deutscher Michel, kannst
und mußt noch mehr ertragen!

Text: Franz Dingelstedt – vor 1848