Havre ist ein schönes Städtchen

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Havre ist ein schönes Städtchen,
so es an dem Meere liegt.
Drin verspricht man uns viel Schönes,
aber Halten tut man´s nicht.

Und ein Schiff, das heißt „La France“,
führt uns nach Amerika.
Drinnen gibt es schlechtes Fressen
und eine Schweinerei ist da.

Wer viel frißt, der muß viel kotzen,
kotzt bei Tage und bei Nacht.
Drum sind all schon unsere Kammern
nun zum Schweinestall gemacht.

Morgens gibt es braune Brühe
die zum Spott man Kaffee heißt,
Mittags Fleisch so zäh wie Leder,
daß man sich die Zähn ausbeißt.

Auch der Wein ist wenig nütze,
Bette, die sind ziemlich hart.
Das hat ja schon manchen Schweizer
bei seiner Wasserreis´ geplagt.

Den Herrn Doktor sieht man selten,
selten auch den Kapitän,
weil die Herren Offiziere
gar kein Wörtchen Deutsch verstehen.

Wenn euch nun die Leute fragen:
„Wer hat dieses Lied erdacht?“
Ei, so sollt ihr ihnen sagen:
„Ein Passagier hat es gemacht!“

von der CD „Die Schiffe nach Amerika“ der Gruppe GRENZGÄNGER

Der Texter, ein C. Binggeli v. Schwarzenburg, ist Anfang der Achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts nach Amerika ausgewandert. Dieses Lied stammt aus der Sammlung v. Chr. Zehnder und wurde von Hs. Briggen, Sissach notiert. Im Schweizer Archiv ist es unter der Nummer 16093 abgelegt. Das Lied ist eine Umdichtung von  Morgen will mein Schatz verreisen

Liederthema:
Liederzeit: vor 1880 : Zeitraum:
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Geschichte dieses Liedes:
Musiker:
CD-Tipp:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen: „Morgen müssen wir verreisen“ geht zurück auf ein Lied von Hoffmann von Fallersleben von 1826, das damals aber vermutlich noch auf eine  Melodie von Friedrich Silcher gesungen wurde. Etwa vierzig Jahre später wird ein Lied mit ähnlichem Titel („Morgen will mein Schatz verreisen“), dem bekannten Refrain „Denn es ist ja so schwer aus der Heimat zu gehn / wenn die Hoffnung nicht wär auf ein Wieder-Wiedersehn“ und der bis heute populären Melodie aufgezeichnet. Dieses wird dann als Auswandererlied und vor allem als Soldatenlied während des Deutschen Kaiserreichs und des... weiter lesen