Fordere niemand mein Schicksal zu hören (1843)

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Fordre niemand, mein Schicksal zu hören
von Euch allen, die Ihr in Arbeit steht.
Ja, wohl könnte ich Meister beschwören
es wär doch bis morgen schon zu spät
Aus der Wanderschaft lustigen Tagen
setz ich Kleider und Reisegeld zu.
Und so hab ich denn nun weiter nichts zu tragen
als mein´ Rock und mein´ Stock und die Schuh

Keine Hoffnung ist Wahrheit geworden,
selbst in Schlesien war alles besetzt.
Als ich reiste über Frankfurt nach Norden
ward ich stets von Gendarmen gehetzt.
Von Stettin aus nach Hause geschrieben,
ging ich dennoch Berlin erst noch zu,
und so ist mir denn nun weiter nichts geblieben
als der Rock und der Stock und die Schuh‘.

In der Heimat darf ich mich nicht zeigen,
denn dahin ist das Geld und der Rock.
Laßt mich meinen Namen verschweigen,
denn sonst droht mir ein knotiger Stock.
Statt in Betten, in Wäldern gebettet,
Oh, ich hatte nur wenige Ruh.
Und so hab ich in der Fremde nichts gerettet
als die Hosen und zerrissene Schuh.

Text: Verfasser unbekannt , von fahrenden Handwerksgesellen mündlich überliefert
Das Lied findet sich in Deutsche Handwerkslieder von Oskar Schade , Leipzig 1865 , dort steht: mitgeteilt von Berthold Auerbach  im “ Freihafen „, Jahrgang 6 , 1843 , Heft 1, S. 133f :

Musik : vermutlich auf die französische Melodie „D´un héros que la France revére“
siehe dazu die Original-Version des Liedes. Eine weitere Vertonung stamm von Erich Schmeckenbecher.

u.a. in: Steinitz II (1962) —  Lieder der Landstrasse

Liederthema:
Liederzeit: vor 1843 : Zeitraum:
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Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Anmerkungen zu "Fordere niemand mein Schicksal zu hören (1843)"

„Als ich mich nach dem Abgeschriebenen erkundigte, erhielt ich, wenn man es so nennen will, eine Parodie des Koscziusko-Liedes (die Original-Fassung des Liedes war ins Polnische übersetzt worden), die aber doch wohl zeigen mag, welche Wendung und Anlehnung die Lieder unter den Handwerksgesellen jetzt haben; der Hannoveraner hatte es von einem Nürnberger abgeschrieben, der es in Gemeinschaft mit anderen verfasst haben will.“ (Berthold Auerbach  im “ Freihafen „, Jahrgang 6 , 1843 , Heft 1, S. 133f)

Steinitz sieht hier „interessante Beziehungen“ zu dem während des ersten Weltkriegs sehr verbreiteten Hamburglied mit den Zeilen „Meinen Namen, den kann ich nicht nennen“ bzw „Ich will euch mein Schicksal erzählen“