Feinde ringsum

Feinde ringsum, Feinde ringsum!
Um diese zischende Schlange
Vaterland, ist dir so bange?
Bange, warum? Bange, warum?

Zittre du nicht, Zittre du nicht!
Hörst in unsinnigem Rasen
du die Trompete sie blasen?
Zitter du nicht! Zitter du nicht!

Zittern? wofür? Zittern? wofür?
Daß sie mit Schaudern und Schrecken
deine Gefilde bedecken?
Sind wir doch hier! Sind wir doch hier!

Vater und Sohn, Vater und Sohn,
flammende Säbel gezogen,
kommen wie Raben geflogen,
sprechen ihm Hohn, sprechen ihm Hohn.

Feldherr voran, Feldherr voran!
Seht auf der Trommel ihn sitzen;
schaut, wie die Augen ihm blitzen!
Er macht den Plan! Er macht den Plan!

Stern in der Nacht, Stern in der Nacht!
Greis mit den silbernen Haaren;
Feldherr wo sind die Gefahren?
Wann, wo die Schlacht? Wann, wo die Schlacht?

Feind, nur herab, Feind, nur herab!
Nicht mit dem schnaubenden Gaule,
nicht mit dem prahlenden Maule
schreckt man uns ab. Schreckt man uns ab.

Mut in der Brust, Mut in der Brust!
Scharf wie der Wind unser Säbel,
dunkel die Blicke, wie Nebel
Krieg unsre Lust! Krieg unsre Lust!

Vaterland weint, Vaterland weint!
Hörst du? und Vaterlandstränen
machen aus Kriegern Hyänen
Fluch für den Feind. Fluch für den Feind.

Köpf in die Höh, Köpf in die Höh!
Stolzer, wir kommen,
haben schon Abschied genommen!
Tat uns so weh! Tat uns so weh!

Dort rings herum, dort rings herum,
sengend brennen die Feinde,
weinende Mädchen und Freunde
hinter uns her, hinter uns her.

Nun gute Nacht, nun gute Nacht!
Pallasche zwischen die Zähne:
fällt auch darauf eine Träne
fort in die Schlacht! Fort in die Schlacht!

Text: Carl Gottlob Cramer (1791)
Musik: Karl Ludwig Traugott Gläser (1791)
auf die gleiche Melodie wird auch Flamme empor gesungen

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen: „Flamme Empor“ ist ein Lied, das der Pfarrer Johann Heinrich Christian Nonne am 18. Oktober 1814, dem Jahrestag der „Völkerschlacht bei Leipzig“ auf die Melodie des etwa 20 Jahre älteren  “Feinde ringsum” schrieb. Das Lied beschwört die Wachfeuer am Rheinufer, die nach dem Sieg gegen die Truppen Napoleons gegen den „Erbfeind“ Frankreich gerichtet waren. Das Lied wurde später immer für Neu-Textungen und Parodien verwendet. Flamme empor hatte als Vorlage  das Lied “Feinde ringsum!“ von Carl Gottlob Cramer, dessen Text er 1791  in dem Roman  „Hermann von Nordenschild, genannt Unstern“ veröffentlichte. Das... weiter lesen

Anmerkungen zu "Feinde ringsum"

Cramers Lied wurde besonders 1813 viel gesungen und findet sich in fast allen Kommers- und Liederbüchern.  „Feinde ringsum! Feinde ringsum!“ Das Lied steht zuerst in seinem Roman „Hermann von Nordenschild, genannt Unstern“. 2. Bände ( Weissenfeis und Leipzig 1792 ) S. 146—148 mit einer Notenbeilage, worauf der Komponist mit „Gl.“ bezeichnet ist, d. i. Karl Ludwig Traugott Gläser . Das Lied ist nachgebildet dem Liede von Schubart in seiner Vaterlandschronik 1788 „Der Kroaten Willkomm an Laudon„: Laudon ist da! Jauchzt ihm entgegen, Kroaten! Laudon, der Führer zu Taten, Laudon ist da. (Angaben nach “ Fallersleben : Unsere Volkstümlichen Lieder )

"Feinde ringsum" in diesen Liederbüchern

in: Die deutschen Volkslieder mit ihren Singweisen (1843) — Allgemeines Deutsches Kommersbuch (1858) — Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895) — Weltkriegs-Liedersammlung (1926)