Es zieht ein stiller Engel (Engel der Geduld)

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Es zieht ein stiller Engel (Engel der Geduld)

Es zieht ein stiller Engel
durch dieses Erdenland
zum Trost für Erdenmängel
hat ihn der Herr gesandt.
In seinem Blick ist Frieden
und milde, sanfte Huld
O folg ihm stets hienieden
dem Engel der Geduld

Er führt dich immer treulich
durch alles Erdenleid
und redet so erfreulich
von einer schönern Zeit
Denn willst du ganz verzagen
hat er doch guten Mut
er hilft das Kreuz dir tragen
und macht noch Alles gut

Er macht zu linder Wehmut
den herbsten Seelenschmerz
und taucht in stille Demut
das ungestüme Herz
Er macht die finstre Stunde
allmählich wieder hell
er heilet jede Wunde
gewiß, wenn auch nicht schnell

Er zürnt nicht deinen Tränen
wenn er dich trösten will
er tadelt nicht dein Sehnen
nur macht er´s fromm und still
Und wenn in Sturmestoben
du murrend fragst: warum?
so deutet er nach oben,
mild lächelnd, aber stumm

Er hat für jede Frage
nicht Antwort gleich bereit
Sein Wahlspruch heißt: Ertrage
die Ruhstatt ist nicht weit
So geht er dir zur Seite
und redet gar nicht viel
und denkt nur in die Weite
an´s schöne, große Ziel

Text:  Karl Johann Philipp Spitta (1833)
Musik: mehrfach vertont, läßt sich nach vielen Choralweisen singen, die dasselbe Versmaß (Hildebrandstrophe) haben: a) Die vorstehende Melodie eines älteren geistlichen Abschiedsliedes „Du gehst aus unserm Kreise“ hat Erk untergelegt (s. dessen Germania 259 und Liederkranz I Nr. 47) —  b)  Karl Eduard Hering (1807-1879) — c) J. G. Hübner — d) Georg Wilhelm Rauchenecker (1844-1906)
in: Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895)  – Lieder für höhere Mädchenschulen (1919) —

Liederthema:
Liederzeit: vor 1833 : Zeitraum:
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