Es sterben des Tageslichtes Farben

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Es sterben des Tageslichtes Farben
das Dorf schläft ein
Mild blickt auf Ähren und Garben
der Mondenschein
Doch durch die Nacht und die müde Welt
rauschen und rauschen die Sensen im Feld
Das Brot ist reif und die Stunde voll Not
wir mähen, das Land darf nicht darben

Und reicht uns aus den Lüften
der Mondglanz nicht
so gürten wir an die Hüften
Laternenlicht
und auf den schwingenden, raffenden Arm
tropft der Stirnschweiß hart und das Zwielicht warm
Das Brot ist reif und die Stunde voll Not
Der Wetzstahl klirrt und der Atem loht
und die Flur raucht von Nebel und Düften

Da aus den dunkelnden Gassen
ein Hornsignal
Der Herzschlag will es nicht fassen
Horch, noch einmal
Unde Buben keuchen die Feldflur heran
„Sie schlagen den Landsturm am Posthaus an!“
Das Brot ist reif und die Stunde voll Not
Und sie packen die Sensen auf Mord und Tod
als sollten sie´s nimmer lassen

Verrat am Nevastrande
Welschland voll Trug
Und Englands Krämerschande
nun ist´s genug!
Zwei Tage, zwei Nächte noch schneiden wir hier
Dann wechseln wir Sensen und Ernterevier
Und reif ist die Stunde, blutreif und blutrot
Und der uns voranschneid´t, der ist euer Tod
ihr Friedensbrecher-Bande

Text: Franz Langheinrich (um 1914)
Musik: ohne Angaben
in Weltkriegs-Liedersammlung (1926)
Neva = Fluß in Russland

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1914 : Zeitraum:
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