Es spielt ein Ritter mit einer Magd (Schlesien,1841)

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Es spielt ein Ritter mit einer Magd (Schlesien,1841)

Es spielt ein Ritter mit einer Magd
Sie spielten eine lange Weile
Und als sie genug gespielet hatt´n
Da fing sie an zu weinen

Weine nicht weine nicht feins Mädelein
Ich will dir Alles bezahlen
Ich will dir geben den Reitknecht mein
Dazu dreihundert Thaler

Den Reitknecht dein den mag ich nicht
Dazu dreihundert Thaler
Ich will zu meiner Frau Mutter gehn
Das Leid will ich ihr klagen

Ach Tochter liebe Tochter mein
Wie ist es dir ergangen
Daß dir dein Röcklein vorn so hoch
Und hinten thut niedrig hangen

Ach Mutter liebe Mutter mein
Bett mir in einer dunklen Kammer
Da will ich mich nun legen ein
Verschlafen allen Jammer

Und als es um die Mitternacht kam
Da klopfte sie an die Wände
Sie ruft ihrem Vater und Mütterlein
Und nahm ein seliges Ende

Und als es um den Morgen kam
Dem Ritter träumt gar schwere
Ihm träumt daß ihm sein feinesLieb
Im Kindbett gestorben wäre

Ach Reitknecht lieber Reitknecht mein
Sattle mir und dir zwei Pferde
Mir hat die Nacht ein Traum geträumt
Daß mein feins Lieb gestorben wäre

Und als sie auf den Kreuzweg kam´n
Das Pferd fing an zu wanken
Ach großer Gott vom Himmelsthron
Wie schwer sind meine Gedanken

Und als sie nun vor Hirschberg kam´n
Die Glocken hörten sie läuten
Ach großer Gott vom Himmelsthron
Was soll denn das bedeuten

Und als sie nun zu den drei Linden kam n
Wol unter die hohen Thore
Da brachten sie eine Leiche her
Getragen auf einer Bahre

Setzt ab setzt ab ihr Träger mein
Die Leiche will ich mir anschauen
Es ist gewesen mein feines Lieb
Ihr werdet mir’s kaum glauben

Er deckt ihr ab das Leichentuch
Er sah ihr unter die Augen
Verblichen ist dein rother Mund
Gebrochen die schwarzbraunen Augen

Er deckt ihr ab das Leichentuch
Er sah ihr auf die Hände
Du bist einmal mein Schatz gewest
Nun aber hat’s ein Ende

Er deckt ihr ab das Leichentuch
Er sah ihr zu den Füßen
Du bist einmal mein Schatz gewest
jetzt aber schläfst du süße

Andere Variante der Strophen 13-15:

Er deckt ihr auf das Leichentuch
Und sah ihr zu den Augen
sie ist meine Herzliebste gewest
Sie hat s nicht mögen glauben

Er deckt ihr auf das Leichentuch
Und sah ihr zu den Füßen
Sie ist meine Herzliebste gewest
Sie Hat´s nicht mögen wissen

Er deckt ihr auf das Leichentuch
sah ihr zu dem Herzen
So will ich nun und nimmermehr
Mit keinem Mädel mehr scherzen

Er zog heraus sein blankes Schwert
Und stach sich in sein Herze
Hast du für mich den Tod gelitt n
Leid ich für dich die Schmerzen

Nun machet mir ein tiefes Grab
Wohl zwischen zwei steinernen Mauern
Legt mich in meins Feinsliebchens Arm
Wir wollen mitsammen verfaulen

Man legte sie in Einen Sarg
Begrub sie unter die Linden
Es dauerte kaum ein halbes Jahr
Da wuchsen herauf zwei Lilien

In Gersdorf lautet der Schluß

Der Ritter zu dem Schneider ging
Ein Trauerkleid ließ er sich machen
Er trauerte um sie ein ganzes Jahr
Und thät nicht einmal lachen

Text und Musik: Verfasser unbekannt – Es spielt ein Ritter mit seiner Magd

Jeweils zwei Zeilen werden wiederholt, also 1+2 und 3+4 , wird in sehr vielen Gegenden gesungen und überall mit Abweichungen wovon nur die wichtigeren mitgetheilt sind. Diese Fassung in Schlesische Volkslieder (1841, Anmerkungen: Hoffmann von Fallersleben)

„Ganz mit unserm übereinstimmend – nur sein Schluß ist eigenthümlich – ist das wendische Lied:
(in: Volkslieder der Wenden, von Haupt und Schmaler I, 159-162)

Der Herr und die Maid (Schluß)

Bist du gestorben meinethalb
Will deinethalb ich sterben
Begrabet uns zusammen nun
Wo sich die Wege kreuzen
Stellt hin auf mich das blanke Schwert
Setzt hin auf sie die Raute
Je mehr die liebe Sonne schien
Je mehr das Schwert dort blitzte
Je mehr der Regen niederfiel
Je mehr dort wuchs die Raute
Auf ihr erwuchs ein Zweigelein
Und auf dem Zweig ein Blattchen
Und auf dem Blatt das Schriftelein
Sie wären beid im Himmel

Text-Varianten: 

Fast alle Texte:  1.1 mit einer Dam 1.2 Bis an den hellen Morgen — 2.2  Um mich darfst du nicht weinen,  2.3+4 Weinst du um deines Vaters Gut / Oder weinst du um deine Ehre,  oder auch 2.3+4 Ich wein nicht nm meines Vaters Gut / Ich wein um meine Ehre — 3.2 Ich will den Herren selber 3.3 Krieg ich den Herren selber nicht 3.4 Geh ich zu meiner Frau Mutter –  3. Variante 1:  Und wie sie nun nach Hirschberg kam / Wol vor die hohen Thore / Da sah sie ihre Frau Mutter stehn /  Bei Fürsten und bei Grafen 3. Variante 2:  Und als sie vor die Thore kam / Wol vor die hohe Brücke /  So sah sie ihre liebste Mutter da stehn /  Mit traurigem Gemüthe — 4.3+4 Ich habe mit einem Ritter gespielt / Gespielet also lange, oder 4.4 Davon ist mir so bange, oder auch:  4.3+4 Dein Röcklein ist dir vorn zu kurz /  Und hinten viel zu lange — 5.3+4 Da will ich vollbringen meine Zeit /  Mit Weinen und mit Jammer — 10.3+4 Ach daß sich Gott im Himmel erbarm / Sie klingen nach einer Leiche —  15.3+4 So will ich nun und nimmermehr /  Von keinem Schatz mehr wissen — 16 3+4 Hat sie gelitten den bittern Tod / So will ich leiden Schmerzen — 17. Variante: Du hast mich einmal treu geliebt / Ich hab´s aber nicht wollen glauben /  So wollen wir nun beisammen liegen /  Bis wir beisammen verfaulen, oder:  16.3+4:  Daß ich mit meinem liebsten Schatz / Kann liegen und verfaulen —

Liederthema:
Liederzeit: vor 1841 : Schlagwort:
Orte:
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen: Es spielt ein Ritter mit seiner Magd. Ballade von einer ungewollten Schwangerschaft, schon 1544 im Antwerpener Liederbuch. Vielfach mündlich überliefert. Das Lied hat das „Recht der ersten Nacht“ (Jus Primae Noctis“) zum Thema ( Hans Ostwald). Ein reicher Ritter bzw Graf beschläft seine Untergebene, diese wird ungewollt schwanger, treibt das Kind ab und stirbt. In mehreren Versionen überliefert, hat das Lied oft noch eine Wendung, in der dem Grafen bzw. Ritter träumt, dass das Mädchen im Sterben liegt. Er reitet ihr nach und stirbt an ihrem Sarg. Der letzte Teil,... weiter lesen