Es kommt ein Herr zum Schlößli (Der Schimmelreiter)

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Es kommt ein Herr zum Schlößli
uf einem schönen Rößli
da luegt die Frau zum Fenster us
uns sait „Der Mann isch nit by Hus“

„´sisch niemand d´heim als d´Kinder
und´s Maidli uf der Winde“
Der Herr uf seinem Rößli
sait zu der Frau im Schlößli

´sind´s gute Kind, sind´s böse Kind?
Ach liebe Frau, sag´s mir geschwind
Die Frau, die sait „´s sind böse Kind
sie folg´n der Mutter gar nit g´schwind“

Da sait der Herr: „So rait ich heim
dergleichen Kinder brauch in kein!“
Und reit´t uf sinen Rößli
weit, weit enweg vom Schlößli


Sammlung von Schweizer Kühreihen und Volksliedern , 3. Ausgabe Bern 1818, S. 96 – Vorher schon in Übersetzung in Deutschland bekannt, denn es steht Nicolai Alm I. 1776. Nr.26 , daher der Text in Des Knaben Wunderhorn I. 362 (1806) aber hochdeutsch, wie folgt:

Es kam ein Herr zum Schlößli
auf einem schönen Rößli
Da lugt die Frau zum Fenster aus
und sagt „Der Mann st nicht zu Haus

Und niemand heim , als Kinder
und in dem Stall die Rinder“
Der Herr auf seinem Rößli
sagt zu der Frau im Schlößli

„`sind´s gute Kind, sind´s böse Kind?
ach liebe Frau, ach, sagt geschwind!“
Die Frau die sagt „Sehr böse Kind
sie folgen der Mutter nicht geschwind!“

Da sagt der Herr „So rit ich heim
dergleichen Kinder brauch ich kein!“
Und reit´t auf seinem Rößli
weit, weit hinweg vom Schlößli

Dazu bemerkt Goethe in seiner Rezension: „Recht artig und kindlich“, Bei Weikert (1827, Der Kinder Lustfeld: „wenn die Kinder unartig sind“)

luegt = schaut / by Hus = zu Haus / Winde = Dachboden, Speicher, wo häufig Windeln (Haspeln) zum Emporziehen angebracht sind / enweg = entweg, hinweg

Anmerkungen nach: Deutsches Kinderlied und Kinderspiel – 1895 . Dort stellt Böhme die (gewagte) These auf: „Der Schimmelreiter ist noch eine Erinnerung an Wotan. “ Auch abgedruckt in :  Der Kinder Lustfeld (1827) — Macht auf das Tor (1905) – auch in Die deutschen Volkslieder mit ihren Singweisen (1843)

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1843 : Zeitraum:
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