Es kommt ein Herr mit einem Pantoffel

Brautwerbung

 - Es kommt ein Herr mit einem Pantoffel

Einer Reihe von Spielern steht ein Kind gegenüber; abwechselnd gehen sie gegeneinander und zurück und führen den Zwiegesang aus. Bei längerer Fortsetzung des Spiels kommen auf die eine Seite zwei, drei und mehr Kinder; es heißt dann mit zwei oder drei usw. Pantoffeln. (in: Frankfurter Kinderleben, 1929, Nr. 3179 u. 3180)

oder bei Böhme (Deutsches Kinderlied- und Kinderspiel, 1895):

Die Kinder, meist Mädchen, stellen sich in eine Reihe. Eins (I.) , das einen fremden Herrn oder Freier darstellt und etwa 8 Schritte weit der Reihe gegenüber steht, geht auf diese zu und spricht halbsingend: „Es kommt ein Herr mit einem Pantoffel“. Mit letzten Worten geht er wieder zurück an seinen Platz. Die ganze Reihe (II). geht auf ihn zu und spricht. „Was möcht der Herr mit einem Pantoffel….“ Bei dem „Ade!“ bewegt sich die Reihe wieder zurück nach ihrem vorigen Platze. Ebenso geschieht das Vor- und Rückwärtsschreiten bei dem folgendem Wechselgespräch: „Der Vater soll nach Hause kommen…etc…“ Bei „Diese! deutet er auf eine hin und die erwählte Braut geht mit ihm. Darauf kommen beide wieder und sagen: „Es kommen zwei Herrn mit zwei Pantoffel!….“ So wird das Spiel durchgeführt, bis alle Mädchen fort sind.

I: Es kam ein Herr mit einem Pantoffel, a-de, ade, ade
II: Was will der Herr mit einem Pantoffel? Ade, ade, ade!
I: Ist euer Vater nicht zu Hause? Ade, ade, ade!
II: Was soll er denn zu Hause tun? Ade, ade, ade!
I: Ich möcht ihm gern ein Brieflein geben. Ade, ade, ade!
II: Was soll denn in dem Brieflein stehn? Ade, ade, ade!
I: Dass Fräulein Anna Braut soll werden. Ade, ade, ade!
II: Wir geben sie als Braut  nicht her. Ade, ade, ade
I: Der Herr Baron hat’s mir erlaubt. Ade, ade, ade!
I: Ich führt sie an der rechten Hand in ein Kaiserland, ade, ade, ade
(Ich führt sie an der rechten Hand bis in mein Vaterland, ade, ade, ade)

Variante in Nr. 3180 (nach: Wir geben sie als Braut  nicht her)

I: Dann schlagen wir die Fenster ein.
II: Dann machen wir die Läden zu.
I: Dann stecken wir das Haus in Brand.
II: Dann löschen wir es mit Branntewein
I: Der Herr Baron hat uns erlaubt …


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Abweichungen im Text

Die Kinder bilden zwei Gruppen, die abwechselnd singen:

I. Es kommt der (ein) Herr mit einem (ein«m) Pantoffel. Ade, ade, ade
Was will der Herr mit einem (ein«m) Pantofsel? Ade, ade, ade.
2. Jst euer Vater nicht zu Haus? Ade, ade, ade.
Was soll er denn zu Hause-tun? Ade, ade, ade.
Z. Wir möchten ihm gern ein Briefchen geben. Ade, ade, ade.
Was soll denn in dem Briefchen stehn? Ade, ade, ade.
4. Daß Fräulein N. N. Braut soll werden.
Wir geben sie als Braut nicht her.
(Unsere Tochter geben wir nicht.)
5. Dann schlagen wir die Fenster ein.
Dann machen wir die Laden zu.
S. Dann stecken wir das Haus in Brand.
Dann löschenwir es mit Branntewein.
7. Der Herr Baron hat uns erlaubt,
daß Fräulein A. R. werde Braut.
Ich nehm« sie an der rechten Hand
F und führe sie ins Heimatland.
Nun kann noch ein Herr mit zwei usw. Pantoffeln kommen.

I:  Es kommt ein Herr mit einem Pantoffel, ade ade ade!
II: Was möcht der Herr mit einem Pantoffel?, ade ade ade!
I: Der Vater soll nach Hause kommen, ade ade ade!
II: Was soll er denn zu Hause tun, ade ade ade!
I: Er soll ein kleines Brieflein schreiben, ade ade ade!
II: Was soll in diesem Brieflein stehn, ade ade ade!
I: Er soll sich eine Braut erwählen, ade ade ade!
II: So wähl er sich die Schönste: ade ade ade!
I: Diese!

Aus Tübingen, bei Meier, 381.

  • Mit ziemlich gleichem Text, nur mit etwas ernster Drohung,  aus Oberdiebach am Rhein. Schluß: „Wir haben eine Braut, der Kranz der ist geschlossen“.
  • Wieder ähnlich aus Hanau 1880. Schluß: „So nimm sie in die rechte Hand und führ sie in Dein Vaterland.“
  • Aus Kassel : bei Lewalter II ,35: „Es kamen zwei Pantoffeln herein, ade, ade, adomm!“ Das Mädchen soll ins Kloster zuletzt wird ihr aber ein Mann zugeschrieben

Mehr über: ,

Dieses Spiel wurde „am Valentinstage , also an dem Tage aufgeführt, wo das Vielliebchen ( die Braut auf ein Jahr ) erwählt, oder – was dasselbe ist – die sonderbare Sitte der Mädchenausrufung ( Mailehen ) stattfand, ein halbrechtlicher Brauch , der schon zur Ritterzeit (als Knappenehe und Sommerbuhlen) gekannt war und bei den Bauern seit Anfang des 14. Jahrhunderts im Ring von Wittenweiler mit dem dazugehörigen Lied nachweisbar ist.“ (Über das Mönch- und Nonnenspiel, Böhme, 1897)

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