Es kommt ein Herr geritten

von Aachen und von Sitten

Herr:
Es kommt ein Herr geritten
von Aachen und von Sitten
und bittet um ihr allerschönstes Töchterlein

Mutter:
Ihr Haar ist nicht geflochten
ihr Kleid ist nicht genäht
Ihr´ Schuhe sind nicht gewichset
kommen sie in einem halben Jahr!

Der Herr geht und kommt nach einem Weilchen wieder und bringt seinen Spruch noch einmal vor.

Herr:
Es kommt ein Herr geritten
von Aachen und von Sitten
und bittet um ihr allerschönstes Töchterlein

Mutter:
Ihr Haar ist geschlossen
ihr Kleid ist genäht
Ihr´ Schuhe sind nicht gewichset

Indem er nun die Tochter bekommt, rufen diese:

Ade, mein liebes Mütterlein
jetzt komm ich in ein Klösterlein
da lehrt man mich nähen, stricken, spinnen
daß meine Finger klingen
Da haut man mich mit Ruten
daß meine Finger bluten
ade, mein liebes Mütterlein

Mutter
Adje!

aus Tübingen , bei Meier 380 – ähnlicher Anfang bei Rochholz , 379 :
„Es kommt ein Herr geritten / von alten Adams Sitten / er bitt´ ums jüngste Töchterlein / laß es dich nicht gerauwen sein“ – nach Deutsches Kinderlied und Kinderspiel (1897)


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Dieses Spiel wurde „am Valentinstage , also an dem Tage aufgeführt, wo das Vielliebchen ( die Braut auf ein Jahr ) erwählt, oder – was dasselbe ist – die sonderbare Sitte der Mädchenausrufung ( Mailehen ) stattfand, ein halbrechtlicher Brauch , der schon zur Ritterzeit (als Knappenehe und Sommerbuhlen) gekannt war und bei den Bauern seit Anfang des 14. Jahrhunderts im Ring von Wittenweiler mit dem dazugehörigen Lied nachweisbar ist.“ (Über das Mönch- und Nonnenspiel, Böhme, 1897)

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