Es dunkelt schon in der Heide

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Es dunkelt schon in der Heide

Es dunkelt schon in der Heide
Nach Hause laßt uns gehn
Wir haben das Korn geschnitten
Mit unserm blanken Schwert.

Ich hörte die Sichel rauschen,
Sie rauschte durch das Korn;
Ich hört‘ mein Feinslieb klagen,
Sie hätt‘ ihr Lieb verlor’n.

Hast du dein Lieb verloren,
So hab‘ ich noch das mein´
So wollen wir beide mit’nander
Uns winden ein Kränzelein.

Ein Kränzelein von Rosen,
Ein Sträußelein von Klee.
Zu Frankfurt auf der Brücke,
Da liegt ein tiefer Schnee.

Der Schnee, der ist zerschmolzen,
Das Wasser läuft dahin;
Kommst du mir aus den Augen,
Kommst mir aus meinem Sinn.

weitere Strophen (kommen auch in anderen Liedern vor)

In meines Vaters Garten,
Da stehn zwei Bäumelein;
Das eine, das trägt Muskaten
Das andere Braunnägelein.

Muskaten, die sind süße,
Braunnägelein sind schön;
Wir beide müssen uns scheiden,
Ja scheiden, das tut weh

Text: Verfasser unbekannt
Musik: mündlich aus Potsdam ( hier Melodie 3), Dahmen ( Mecklenburg , hier Melodie 2 ), Brandenburg , Sachsen , Ostpreußen (hier Melodie 1) –

Der Text inhaltlich schon 1478 in der „Rostocker Liederhandschrift“ (Rostocker Liederbuch) , Vielfach mündlich aus der Gegend von Potsdam , Gramzow ( Uckermark ), Wrietzen ( Oderbruch) , aus Schlesien , Ober – Hessen , Franken , Sachsen , aus dem preußischen Samland und von der Mosel ( Treis – Karden usw.) aufgezeichnet –

vergleiche das ähnliche Lied “ Ich hört ein Sichlein rauschen “ –

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen: Von diesem Lied bringt „Der deutsche Liederhort“ zahlreiche Melodie- und Textvariationen: Ursprünglich hingen die beiden Lieder aus dem 16. Jahrhundert zusammen: „Ich hört ein Sichelein rauschen – und: Schein uns, du liebe Sonne. (Uhland. I, 78, 75.) Wie es bei Volksliedern von geringer Strophenanzahl von jeher Brauch gewesen, daß die Sänger behufs der augenblicklich beliebten Verlängerung des angestimmten Liedes gern noch ein zweites, ja sogar drittes von gleichem Metrum mit heranziehen, ähnlich so mag es auch gekommen sein, daß sich in den Liedersammlungen des 16. Jahrh. mit dem letztern... weiter lesen

Abweichungen im Text

Zu den Textvarianten:

  • 1. Ja grüne ist die Linde, von Laub so grün und breit, ich hab mein Lieb verloren, der Schadn der ist mir leid ( Oberhessen ) –
  • 1,4: Wie wirs gelernet han —
  • 2,1: Ich hört ein Sichel rauschen, sie rauscht wohl durch das Korn —
  • 2,4: sie hat ihr Ehr verlorn —
  • 3,3. so gebn wir uns beide zusammen und winden uns ein Kränzelein –
  • 4,1: Ein Kränzelein von Violen —
  • 4,3: Zu Koblenz ( Straßburg ) auf der Brücke ( Vgl A Elwert : Ungedruckte Reste alten Gesangs S 51) –
  • 5,3: In mein Feinliebchens Garten, dahin steht all mein Sinn –
  • 6: In mein Feinliebchens Garten, da stehn zwei Bäumelein, das eine trägt Muskaten, das andre braun Nägelein –
  • 7: Muskaten die sind süße , braun Nägelein die sind gut. Ei so wünsch ich meinem Herzliebchen einen frischen und fröhlichen Mut ( Vgl Liederhort 283,

Anmerkungen zu "Es dunkelt schon in der Heide"

Ludwig Erk schreibt dazu in Deutscher Liederhort (1856): „Aus vorstehendem Liede ergibt sich wohl zur Genüge der ursprüngliche Zusammenhang folgender Lieder aus dem 16.. Jahrhundert:

  • Ich hört ein Sichelein rauschen und
  • Schein uns du liebe Sonne ( Uhland I, 78 75).
  • Wie es bei Volksliedern von geringer Strophenanzahl von jeher Brauch gewesen, dass die Sänger behufs der augenblicklich beliebten Verlängerung des angestimmten Liedes gern noch ein zweites, ja sogar drittes von gleichem Metrum mit heranziehen, ähnlich so mag es auch gekommen sein, dass sich in den Liedersammlungen des 16.  Jahrhunderts mit dem letztern der oben genannten Lieder noch ein zweites Dort nieden in jenem Holze ( Uhland I 76) verpaart hat.

In dieser Zusammensetzung möge dasselbe denn auch hier eine Stelle finden. Die dazugehörige ältere Volksmelodie habe ich bis jetzt noch nicht auffinden können. Die in C. F. Becker:  Lieder und Weisen vergangener Jahrhunderte ( Leipzig 1851,  Heft 3, S. 18) abgedruckte Melodie ist wohl nur als eine von Ant. Scandellus componierte und dann weiter von Herrn Becker umgeformte, nicht aber für eine echte Volksmelodie anzusehen.“ (Böhme)

Im Wunderhorn Band II 50, 1808, ist dies Lied nicht frei von Zutaten. Str 2 B 3 u 4 , Str 4 u 5 neuern Ursprungs. In neuster Aufl III, 113 wieder mit andern Zutaten versehen, z B in Str.1,B 3, Str 5 B 3 u 4. Auch ist die ältere Lesart aus dem 16. Jahrhundert mit hineingezogen

"Es dunkelt schon in der Heide" in diesen Liederbüchern

u. a. in: Deutscher Liederhort (1856) — Zupfgeigenhansl (1908) — Deutsches Lautenlied (1914) — Alpenrose (1924, nur 1,2+7) — Volker (1925) —  Wander-Liederbuch (1927) — Wir singen (Grossdruck)Liederbuch der Bundeswehr (1962) — Liederbuch der Fallschirmjäger (1983) –