Du blasser Stern in blauer Höh

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Du blasser Stern, in blauer Höh
was blickst du traurig nieder?
Umfängt die Welt voll Schönheit
nicht der weichen Nacht Gefieder? –
„Manch treues Blut im Sande ruht
ich schaue auf Saarbrücken;
zu Tode härmt sich sein Mütterlein
wer soll ihr´s Aug zudrücken?“

Was hängst du’s Köpfchen wehmutsvoll
Blaublümchen an dem Weiher?
Es tropft dein Äuglein tränenschwer
als wär’s zur Totenfeier. –
„Ich weine, dass manch guter Gesell
bei Metz liegt vor den Schanzen,
mit dem sein Feinslieb nimmermehr
wird unter Linden tanzen“

Was klagest du, so bitterlich
o Nachtigall, du kleine?
Was schwillt dein Sang das Feld entlang
entlang am blühenden Raine? –
„Ich klage, dass manch tapfrer Held
bei Sedan liegt begraben,
daheim vergeht in Schmerz sein Weib
mit blassen Mädchen und Knaben.“

O Stern und Blum‘ und Nachtigall
o lasst mit euch mich klagen,
und laut hall‘ unsre Klage nach
bis zu den fernsten Tagen.
Wer singt sie aus, wer klagt sie aus
des Vaterlandes Schmerzen?
schlaf wohl, schlaf wohl, vielteure Schar
du schläfst in seinem Herzen.

Text: Karl Elze nach 1871
Musik: Georg Schmitt
in “ Allgemeines Deutsches Kommersbuch