Die Jagd

Oberjäger und Wild

Als Spielplatz muß man einen Garten haben, und je größer dieser, desto besser. Wenn GuthMuths dazu ein freies Feld von wenigstens 1000 Schritt Länge und 100 Schritt Breite oder einen Wald vorschlägt, so steht in unserer Zeit so etwas nicht mehr zur Verfügung. (Anmerkung: geschrieben 1897!) Die zahl der Mitspieler darf nicht gering sein: je mehr, desto größer das Vergnügen.

Ein zuverlässiger flinker Knabe wird Oberjäger, die übrigen sind das Wild: Hirsche, Rehe, Hasen, Füchse , für jede Gattung Wild wird ein kleines Revier als Aufenthalt abgegrenzt, darin ihm der Jäger nichts zu leide tun darf. Die Hirsche haben ihren Anführer, eneso die Rehe , Hasen, etc…Dieser Anführer bestimmt allemal (damit nicht zu viele draußen herumlaufen und Verwirrung ins Spiel bringen), welche ins Freie gehen und sich Futter suchen sollen.

Jetzt tun sie, als ob sie weideten. Da kommt der Oberjäger heran, auf den sie immer aufmerksam sein müssen, er ersucht das Tier zu berühren, indem er den Schuß eines Jägers nachahmt. Wen er erhascht, ehe der Aufenthaltsort erreicht ist, der kommt als „geschossenes Wild“ an einen abgegrenzten Ort und wird dort von einem Aufseher überwacht. Entlufen darf keiner, das ist Bedingung des Spiels.

Der Oberjäger, der nach Umständen auch das zuerst geschossene Wild als Hund mitnimmt, sucht nun das gesamte Wild nach und nach an den bestimmten Ort zu bringen. Soll weiter gespielt werden, so läßt er, vielleicht nach einer kleinen Strafe, einem nach dem anderen wieder laufen, und es findet eine andere Wahl statt, wobei auch die Tiergattungen ihre Rolle wechseln. Hat ein Knabe beim Entwischen sich durch besondere Gewandtheit ausgezeichnet, so wird er Oberjäger. Im anderen Falle wird irgendein anderer gewählt, der immer einer der besten Läufer sein muß.

(nach Fölsing S. 178)
nach Deutsches Kinderlied und Kinderspiel (1897)

Böhme schreibt 1897: „Das ganze Spiel ist belustigend und übt den Körper im Laufen und Springen, hält die Sinne in steter Wachsamkeit, belebt den Mut der Knaben und ist deshalb ein Lieblingsspiel derselben. Campe sagt in seinem Revisionswerk VIII , 356 , über Jagdspiel und Reiftreiben: „Die beiden Spiele waren unter allen Spielen meiner Zöglinge diejenigen, welche am längsten Stich hielten und zu denen sie am liebsten wieder zurückkehrten“ —


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Fangen spielen, kriegen spielen. Alte Kinderspiele aus dem 19. Jahrhundert rund ums Verstecken und Fangen aus einer alten Spielesammlung.

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