Ach, wir armen Klosterbrüder
Dürfen nie ein Weibchen frein
Singen stets nur fromme Lieder
Fasten, büßen und kastein
Liebesfreuden solln wir meiden
Ach, es ist doch schlecht bestellt
Bei so viel Weibern in der Welt
Der schönste Hochgenuß
Liegt doch im Weiberkuß
O Gott, o Gott, o Gott
welch Hochgenuß!
O Gott, o Gott, o Gott,
Liegt doch im Weiberkuß!

Einstmals sah von meiner Zelle
Ich ein Pärchen liebeswarm
Bei der nahen Waldkapelle
Standen beide Arm in Arm
Nun das Küssen sehn zu müssen.
Warum, dacht ich, ist hienieden
Solches Glück mir nicht beschieden?
Wie muß das köstlich sein,
Zu lindern Liebespein
O Gott, o Gott, o Gott….

Knie vorm Heilgenbild ich nieder
Und ein schmuckes Kind kommt an
Leicht geschürzt und eng das Mieder
Ach, wie labt mein Blick sich dran
Ihre Lippen nur zu nippen
Denk ich nur und schiele hin
Bis ich ganz in Andacht bin
Mein Auge brennt so heiß
Ich seufze still und leis:
O Gott, o Gott, o Gott….

Ach, im Dunkel dieser Erde
Schleichen wir so ängstlich hin
Fromme Lämmer einer Herde
Und kein räudig Schaf ist drin
Ich alleine nur erscheine
Sündenvoll, weil ich verachte
Daß der Mönch von ferne schmachte
Denn jeder Strafe Hohn
Spricht süßer Liebe Lohn
O Gott, o Gott, o Gott….

Text und Musik: Ludolf Waldmann

Liederthema:
Liederzeit: vor 1900 : Zeitraum:
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