Ach Gott wem soll ich klagen

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Ach Gott wem soll ich klagen

Ach Gott, wem soll ich klagen
Das heimlich Leiden mein!
Mein Buhl  ist mir verjaget
Bringt meinem Herzen Pein
Soll ich mich von ihr scheiden
Tut meinem Herzen weh
So schwing ich mich über die Heiden
Du siehst mich nimmer meh´

Text und Musik: Verfasser unbekannt
Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 478a)
Text und Melodie: J. Ott 1534 Nr. 3.

Liederthema:
Liederzeit: vor 1539 : Zeitraum:
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen: Mit der Zeile „Ach Gott, wem soll ichs klagen / Das heimlich Leiden mein“ beginnen mehrere Liedtexte aus dem frühen 16. Jahrhundert. Der Deutsche Liederhort bringt unter der Nummer 918 eine Nonnenklage mit diesem Anfang, Quelle sind Fliegende Blätter.

Zweite Melodie zu "Ach Gott wem soll ich klagen"

Zweite Melodie zu Ach Gott wem soll ich klagen
Die Melodie mit Taktwechseln (Böhme) bei Forster V , 1556

Dritte Melodie zu "Ach Gott wem soll ich klagen"

Dritte Melodie zu Ach Gott wem soll ich klagen
Die Melodie in Souterledekens, 1540

Anmerkungen zu "Ach Gott wem soll ich klagen"

Deutscher Text überall nur diese eine Strophe, mit folgenden Abweichungen:

  • Reutterliedlein 1535: Ach Gott, wem soll ichs klagen das heimlich Leiden mein? Mein Herz will mir verzagen und leidet große Pein. Soll ich, schöns Lieb, nun scheiden? Thut meinem Herzen weh: So schwing ich mich über die Heiden und gsich dich nimmer meh. —
  • P. Schöffer 5, 1. Ich muß sie fahren lassen, 6. ich sich sie nimmer meh.

Nach dem niederländischen Text zu schließen, scheint der Abschied von dem Sommer buhlen (ein Mädchen auf ein Jahr für die Reuter) gemeint zu sein.

Eine weitere Fassung, die vermutlich später entstand, hat eine andere zweite und dritte Strophe:

Ein Vöglein kam hernieder
und sang wohl für und für
ach Gott wann kehrst du wieder
wann kommst du her zu mir
Das Vöglein regte die Flügel
und hob sich mehr und mehr
dann schwang es sich über die Haide
ich hör es nimmermehr

Ein Blümlein stand im Walde
das war der Augen Freud
ich wollt es pflücken balde
vorbei ist nun die Zeit
Das Blümlein tät verwelken
ein Jäger brachte die Mär
Der Wind geht dort über die Haide
ich seh dich nimmermehr

Diese Fassung (von 1525)  in Liederbuch für die Deutschen in Österreich (1884)

Wie soll es denn geschehen
Wenn ich von dir nun scheid
Mein Herz möchte mir vergehen
Vor übergroßem Leid
Aus meinen Augen rinnen
Viel Tränen ohne Ruh
Kann Tröstung nicht gewinnen
Und hab nicht Rast noch Ruh

Was kann es mit mir werden
In Trübsal ich vergeh
Da ich auf dieser Erden
So ganz verlassen steh
Ach Tod, nimm her den Bogen
Schieß auf mich ab den Pfeil
Mein Lieb ist mir entzogen
An Freud hab mehr kein Teil

Diese Fassung in Deutsches Lautenlied (1914) – siehe auch eine andere Fassung mit anderen Strophen (1884).

"Ach Gott wem soll ich klagen" in diesen Liederbüchern

Der Text und die Melodie bei:

  • J. Ott 1534 Nr. 3.
  • Reutterliedlein 1535 Nr. 18.
  • Gassenhawer und Reutterl. ca. 1536.
  • Peter Schöffer II, 1537 Nr. 54.
  • Bicinia II. 1545 Nr. 85
  • Rotenbucher, Bergkreien 1556, Nr. 38 —
  • Forster III, 155« Nr. 38; der selbe im Rhythmus wenig anders III, 1549 Nr. 17. —
  • Niederländische Melodie in Souterliederkes 1540 Ps. 67
  • Text Antwerpner Ldb. 1544 Nr. 139, daher Hor. belg. II Nr. 116 (4 Strophen) .